Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen
und Antifaschisten zum 27. Januar / 30. Januar 2001:
|
Gedenken und politisches Handeln bleiben notwendig!
|
Rechte Gewalt, Antisemitismus und Rassismus sind seit dem Sommer letzten
Jahres öffentliche Themen. Fast wöchentlich melden die
gewaltorientierten Neofaschisten in bundesdeutschen Städten
Aufmärsche an. Ob Dortmund oder Greifswald, Berlin oder Köln,
München oder Dessau - genehmigt durch Verwaltungsgerichte und unter
dem Schutz der Polizei verbreiten sie ihre rassistische und faschistische
Propaganda. Demagogisch stellen sie ihre Aufmärsche unter Losungen,
wie "Argumente statt Verbote" oder pochen auf
"Meinungsfreiheit".
|
|
Erfreulich ist jedoch, dass in den letzten Wochen und Monaten zehntausende
Menschen unterschiedlichster politischer Orientierung gegen diese
Kräfte gemeinsam auf die Straße gegangen sind. Sie sind nicht
mehr bereit, Neofaschismus und Rassismus in unserem Land zu tolerieren.
Aus den historischen Erfahrungen - ausgehend vom 30. Januar 1933 bis zur
Befreiung von Auschwitz am 27. Januar 1945 und der Befreiung Deutschlands
von Faschismus und Krieg am 8. Mai 1945 - betonen wir erneut:
|
Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!
|
Aktives gesellschaftliches Handeln gegen Neofaschisten jeglicher Couleur
ist angesagt. Jedoch ist immer wieder zu erleben, dass neofaschistische
Aufmärsche genehmigt und durch Polizei geschützt werden,
während antifaschistische Aktivitäten durch massive
Polizeieinsätze behindert und attackiert werden.
Diese Haltung der Staatsorgane entspricht der Position von
Bundesinnenminister Schily gegenüber Artikel 139 Grundgesetz,
der die fortdauernde Gültigkeit der Gesetze zur Befreiung vom
Nationalsozialismus beinhaltet.
|
|
Angeblich sei er heute "ohne praktische Bedeutung".
Folgerichtig bezieht sich der Verbotsantrag gegen die NPD auch nicht auf
diese Verfassungsgrundlage.
Dagegen gilt es, die antifaschistischen Aussagen der Landesverfassungen
und des Grundgesetzes zu verteidigen:
Wir verwahren uns namens der Antifaschisten, die bei der Formulierung
des Grundgesetzes mitgewirkt haben, gegen solche regierungsoffizielle
Geschichtsrevision.
|
Wir fordern Auflösung und Verbot aller neofaschistischen Parteien
und Organisationen gemäß des antifaschistischen Auftrags des
Grundgesetzes (Art. 139 GG).
|
Aber es sind nicht nur die Alt- und Neonazis, die Rassismus in unserer
Gesellschaft fördern. Erschreckend lang ist die Liste der Politiker,
die Ausländerfeindlichkeit zum Politikkonzept erheben. Nach der
Doppelpass-Kampagne, dem schrecklichen Wort "Kinder statt Inder",
folgt nun die Selektion zwischen "Ausländern, die uns
nützen, und denen, die uns ausnützen". Solche Positionen
sind nicht auf die CDU/CSU beschränkt,
|
|
auch aus der Regierungskoalition sind derartige Sprüche zu hören.
Solcher Sozialchauvinismus und Alltagsrassismus ist Wasser auf die
Mühlen neofaschistischer Kräfte. Dies als Wahlkampf abzutun,
wäre falsch. Es ist der Versuch, die politischen Koordinaten dieser
Republik weiter nach rechts zu verschieben. Der Gedenktag am 27. Januar
erinnert daran, was Rassismus und Faschismus hervorbringen!
|
Keinen Schritt nach rechts zulassen!
|
Die berechtigten Ansprüche der Arbeitssklaven des deutschen
Faschismus, der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter wurden erst durch
Gemeinschaftsklagen gegen deutsche Konzerne zu Gehör gebracht. So
sehr es zu begrüßen war, dass ein Fonds - gespeist von den
Konzernen und aus dem Bundeshaushalt - eingerichtet wurde, bleibt der
Skandal, dass die Industrie bis heute nicht bereit ist, die Summe von
5 Mrd. Mark in diesen Fonds einzubringen.
|
|
Auch die bürokratischen Hürden für die Antragstellung sind
zu hoch, die Fristen für einen Antrag und die Beibringung der
notwendigen Dokumente sind erheblich zu kurz.
Damit warten die Zwangsarbeiter/innen weiterhin auf die Auszahlung der
ohnehin bescheidenen Beträge. Wir fordern anlässlich des
27. Januars den unverzüglichen Beginn der Auszahlung. Firmen, die
sich den Zahlungen verweigern, müssen öffentlich angeprangert
werden!
|
Vorbehaltlose Entschädigung der Zwangsarbeit sofort!
|