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29.4.2008

30.4.2008

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DGB-Gedenkaufruf zum 2. Mai 1933

Graphik: Alex Ignatius
ötv-magazin, 5/1983

Am 2. Mai 1933, vor 75 Jahren, haben die Nazis mit der Erstürmung der Gewerkschaftshäuser die legitime Vertretung der deutschen Arbeitnehmerschaft brutal zerschlagen. Sie haben Gewerkschaftsfunktionäre eingekerkert, gefoltert und ermordet. Nur drei Monate, nachdem die Macht in Deutschland an die Nationalsozialisten ausgeliefert worden war, gehörten damit Gewerkschaften und ihre Repräsentanten ebenso wie demokratische Parteien und Politiker zu den ersten Opfern des Naziterrors.

Tragische Rolle einiger Gewerkschaftsfunktionäre

Steigbügelhalter der Nazis waren Parteien , Politiker und nicht zuletzt Wirtschaftsführer, die damit bleibende Schuld auf sich geladen haben. Es gehört zur Tragik unserer Geschichte, dass auch manche Gewerkschaftsfunktionäre anfangs geglaubt hatten, sie könnten mit den Nazis zum Wohl der Arbeiterschaft zusammenarbeiten. Noch den 1. Mai 1933 haben manche mit den Nazis gemeinsam begangen.

Böses Erwachen

Am 2. Mai kam für alle das böse Erwachen mit der Erstürmung ihrer Gewerkschaftshäuser. Zielstrebig und gründlich zerschlug das NS-Regime die Arbeiterbewegung. Für freie, unabhängige, der Demokratie verpflichtete Gewerkschaften war im NS-Staat kein Platz.

Kulisse für Massenaufmärsche

Mit zynischer Konsequenz wurde dem 1. Mai seine ursprüngliche Bedeutung als wichtigster Festtag der internationalen Arbeiterbewegung geraubt und zum "Tag der nationalen Arbeit" deklariert. Man berief sich auf angeblich uraltes germanisches Brauchtum und nutzte fortan den gesetzlichen Staatsfeiertag als Kulisse für Massenaufmärsche und aufwendig arrangierte Kundgebungen.

Gedenken an Opfer der Nazi-Barbarei

Der 2. Mai 1933 ist ein erschütternder Anlass für das Gedenken an die Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter, die der Nazi-Barbarei zum Opfer fielen. Und er ist ein Tag der Besinnung über die Konsequenzen dieser schmerzlichen Erfahrung.

Zentrale Gedenkveranstaltung im KZ Sachsenhausen

Wir sind es den geschundenen und ermordeten Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern schuldig, dass wir schon am 1. Mai auf allen Maikundgebungen und am 2. Mai auf einer zentralen Gedenkveranstaltung in der KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen und an anderen Orten daran erinnern und darüber reden werden. Was mit der Erstürmung der Gewerkschaftshäuser begann, endete mit 60 Millionen Kriegstoten und über sechs Millionen Opfer in den Konzentrationslagern.

Kritik an Nazi-Aufmärschen

Im Angesicht und Gedenken dieses Terrors können die Gewerkschaften es nicht hinnehmen, dass alte und neue Nazis vielerorts den 1. Mai erneut als Vorwand nutzen, um Gewerkschaften und die ganze demokratische Öffentlichkeit mit eigenen Aufmärschen und Kundgebungen zu provozieren und die Opfer des NS-Regimes zu verhöhnen.

Straßen gehören den Arbeitern

Wir fordern alle Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft auf, den Nazis von heute Einhalt zu gebieten, wenn sie ausgerechnet am 1. Mai ihre Hassparolen öffentlich verkünden wollen. An diesem Tag gehören die Straße und Plätze der organisierten Arbeitnehmerschaft.

Gegen die Verherrlichung der NS-Greueltaten

Die 75. Wiederkehr des Tages, an dem die Nazis die Arbeit der Gewerkschaften für immer zerschlagen wollten, ist für uns ein Anlass mehr, ein Verbot aller Organisationen und Parteien zu fordern, die Nazi-Greueltaten auch heute noch verherrlichen, deren Opfer verhöhnen, sowie Demokratie, Freiheit und Menschenrechte beseitigen wollen.


DGB Bundesvorstand, Bereich Öffentlichkeitsarbeit, Berlin




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