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Kaiserslautern in der Zeit des Nationalsozialismus
Personen und Organisationen des Widerstands


Der "Brille Oss": Oskar Brill - KPD-Mitglied
12 Jahre hinter Gefängnismauern und Stacheldraht


Oskar Brill
Lebensdaten
geb. am 17. Februar 1892 in Kaiserslautern
gest. am 16.August 1956 im Alter von 64 Jahren
seine politische Heimat
Oskar Brill war bereits 1921, dem Gründungsjahr, der hiesigen Parteigruppe der KPD beigetreten. Von 1926 -1929 vertrat er seine Partei im Stadtrat. Von Beruf war er Schlosser, betrieb aber zumindest seit 1927 eine Gastwirtschaft, die die Funktion des Parteilokals der KPD hatte. Neben seiner Parteitätigkeit hatte Oskar Brill Funktionen im Rot-Front-Kämpferbund (RFB); und er war Mitglied der internationalen Arbeiterhilfe.
12 Jahre hinter Gefängnismauern und Stacheldraht
Für den Kaiserslauterer Kommunisten Oskar Brill öffneten sich im April 1945 die Tore des Konzentrationslagers Buchenwald. Für ihn fand 1945 ein Regime sein Ende, dessen Herrschaft er mit einer kurzen Unterbrechung nur hinter Gefängnismauern und Stacheldraht erlebt hatte. In seiner Beschreibung der nationalsozialistischen Machtergreifung in Kaiserslautern berichtet Heinz Friedel über den 1. März 1933:

" Die Wohnungen verschiedener kommunistischer Parteiangehöriger wurden durchsucht. Drei Funktionäre in Schutzhaft genommen. "

Oskar Brill war einer von ihnen. Er blieb bis 11. März in Haft. Bereits eine Stunde nach seiner Entlassung wurde er erneut, diesmal von sechs SA-Leuten festgenommen und in das Konzentrationslager Neustadt a.d. Haardt (Weinstraße) eingeliefert. Seine Gaststätte wurde durch Erlaß des Polizeipräsidiums wegen "politischer Unzuverlässigkeit" geschlossen. Über diese erneute Festnahme im Rahmen einer gegen SPD und KPD gerichteten Verhaftungswelle berichtete das "Pfälzer Tageblatt" am 13.3.33. Die erneute Haft dauerte bis zum 1.5.33. Bis zu seiner nächsten Festnahme mußte sich der stadtbekannte Kommunist täglich zweimal bei der Polizei melden. Diese erfolgte am 25.9.34 in Zusammenhang mit der Zerschlagung einer kommunistischen Widerstandsgruppe. Oskar Brill kommt wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" in Untersuchungshaft. Nach elf Monaten hinter Gittern wird er vom Oberlandesgericht München zu vier Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverlust verurteilt. Die ersten Jahre der nun folgenden Einzelhaft verbringt er in den Zuchthäusern Amberg und Ebach. Im Dezember 1937 wird er in das Lager Aschendorfer Moor eingeliefert.

seine 5 Jahre im KZ Buchenwald
Nach Verbüßung seiner Zuchthausstrafe wird er im Januar 1939 in das Konzentrationslager Buchenwald überstellt. Am 9. und 10. Februar wird er zu einem zweitägigen Verhör über den zurückliegenden Prozeß auf die politische Abteilung in Buchenwald geholt. Im Verlauf des Verhörs schlägt der Gestapo-Beamte Klobsch aus Kaiserslautern Oskar Brill die Vorderzähne ein. Rapportführer Strippel drückt ihm einen Strick in die Hand. SS-Scharführer König führt ihn in den Wald und hängt ihn 2 Stunden an einen Baum: "Lump, du bist zuviel". Danach steht er 30 Abende lang nach der Arbeit je 2 Stunden am Eingangstor "Strafe".
Lagerausweis vom KZ Buchenwald
Lagerausweis in Groß (88KB)
Oskar Brill war in Buchenwald Mitglied der illegalen Parteiorganisation Baden-Pfalz der KPD (Mitgliedsnummer 432) und zusammen mit seinem mitverurteilten Freund Adolf Höhn im Parteiaktiv tätig. Beide nahmen an der Vorbereitung der militärischen Aktion zur Selbstbefreiung des Lagers aktiv Anteil. Nach der Selbstbefreiung war er zusammen mit Karl Huber (Frankenthal, später Kaiserslautern) in der Volksfrontbewegung tätig. Erst nach Kriegsende und der Zerschlagung des Faschismus konnte Oskar Brill wieder als freier Mann nach Kaiserslautern zurückkehren.
Beigeordneter der Stadt Kaiserslautern im Ressort 'Wiederaufbau'
Darüber berichtete der bekannte Sozialdemokrat Eugen Hertel später: "Ein Ereignis besonderer Art war in dieser Zeit die Rückkehr des langjährigen KPD-Ratsmitglieds Oskar Brill. Er kam aus zwölfjähriger Haft in verschiedenen Konzentrationslagern der Hitlertyrannei. Der Rückkehrer wurde von der Bezirksregierung als Wohnungskommissar für die Stadt Kaiserslautern bestellt. Durch ein Übermaß erduldeten Leids war ihm jene Abgeklärtheit zu eigen geworden, die oft in menschlich vermittelnder Art die Überwindung zahlreicher Schwierigkeiten ermöglichte". Bei den ersten Gemeinderatswahlen im September 1946 erhielt die KPD, deren Vorsitzender Oskar Brill war, 11,8 % und vier Ratssitze. Er wird von neuem Stadtrat zum Beigeordneten gewählt. Dazu schreibt Heinz Friedel: "Auf Empfehlung des Ratsmitgliedes Jean Lehmann (CDU) wurde zum dritten Beigeordneten Oskar Brill (KPD) gewählt, der einen guten Ruf in der Bevölkerung genoß und während des 'Dritten Reiches' zwölf Jahre in Konzentrationslagern inhaftiert war. Ihm wurde das Ressort 'Wiederaufbau' übertragen." Hierbei muß erwähnt werden, daß er gegen den Willen der eigenen Fraktion gewählt wurde. Sicher waren die Ressorts Wohnungsbeschaffung und Wiederaufbau die schwierigsten, die nach 1945 zu vergeben waren. Sein Beigeordnetenmandat hatte er bis 1948 inne. "Oskar Brill starb am 16.August 1956 im Alter von 64 Jahren - allgemein hochgeachtet und ehrlich betrauert - an den Folgen der Entbehrungen seiner langjährigen Haft" schrieb Eugen Hertel.

Was Eugen Hertel nicht erwähnt, ist die Tatsache, daß ein Tag nach dem Tode von Oskar Brill seine Partei, die KPD, erneut verboten wurde


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