Lebensmittel für Zwangsarbeiter/-innen
Die Pfälzerin weiß noch sehr gut, wie sie damals mit ihren drei Buben, zwölf, neun, und sechs Jahre alt, spazieren ging und immer wieder am Gefangenenlager vorbeikam. Das befand sich dort, wo heute der Einkaufsmarkt Mercado steht, und diente als Unterbringungsort für polnische Zwangsarbeiter, die bei Pfaff eingesetzt waren. Oft nahmen Hedwig und ihre Jungen gekochtes Essen mit, das Edmund, der Älteste, durch ein Loch im Zaun den Polen brachte. Ihr Ältester habe gern mit den Kindern im Lager gespielt und mit den Familien gesungen, erinnert sich die Mutter.
Kind einer Zwangsarbeiterin aufgenommen
Eines Tages habe ihr der Bub von einer sehr dicken Frau erzählt, die ihm besonders auffiel, berichtet Hedwig Fröhlich. Durch den Zaun hindurch habe sie die Bekanntschaft von Maria gemacht und sofort erkannt: "Maria du kriegst ein Baby." Die Schwangere sei sehr traurig gewesen und habe geantwortet: "Mein Kind wird nicht lange leben." Bereits fünf Neugeborene seien von den "braunen Machthabern" umgebracht worden."Ich nehme dein Kind" , habe sie der Polin versprochen und bald darauf den gesunden, drei Tage alten Säugling abgeholt. Ihr Mann Alfred habe den fremden Zuwachs akzeptiert, die drei Buben freuten sich über das neue Brüderchen. "Wo drei essen, werden auch vier satt", habe sie sich damals gedacht, versichert Hedwig Fröhlich. Von den leiblichen Eltern angebotenes Geld lehnte sie ab. "Klein-Eugen" wurde in der Marienkirche getauft und gedieh prächtig. Zu den Pflegeeltern sagte er "Mama" und "Papa", die leiblichen schlichen sich dann und wann aus dem Lager, um ihr Kind zu sehen. Scherereien mit der Staatsgewalt blieben nicht aus, erinnert sich die Pflegemutter. SA und SS hätten gedroht sie samt der Kinder zu deportieren. Weil sie bei einem Behördengang mit "Guten Morgen" statt mit dem "deutschen Gruß" grüßte, habe man ihr Hausverbot erteilt. Die junge Frau wehrte sich, so gut sie konnte. Ganz genau erinnert sie sich auch an jenen Tag im Jahre 1945, als Eugens Eltern in die polnische Heimat zurücktreten und ihr Kind mitnahmen. "Es tat mir sehr weh", erinnert sich die 80-jährige, für die die Entscheidung damals ganz klar war.
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