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  Heimatgeschichtlicher Wegweiser

Stadt Kaiserslautern

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Bereits einen Tag nach der Machtübertragung an die Faschisten begannen antifaschistische Kundgebungen in Kaiserslautern: Am 31. Januar 1933 fand auf dem Stiftsplatz eine Großkundgebung der sozialdemokratischen Eisernen Front mit über 3.000 Menschen statt, auf der Eugen Hertel und Fritz Müller sprachen. Großkundgebung gegen die Machtergreifung
Nach einer Veranstaltung der Zentrums-Partei mit dem ehemaligen Reichskanzler Brüning Mitte Februar 1933 zog die "Pfalzwacht", eine Schutzorganisation katholischer Verbände, von der Fruchthalle aus über den Stiftsplatz in Richtung "Neue Eintracht"; auf dem Stiftsplatz wurden von Nazis mehrere Schüsse auf Teilnehmer des Zuges abgegeben und diese mit Pflastersteinen beworfen, nachdem die Nazis zuvor schon die Versammlung selbst durch Sprechchöre gestört hatten. Nachdem die Polizei die Strasse geräumt hatte und bei den Mitgliedern der "Pfalzwacht" erfolglos nach Waffen gesucht hatte, wurden später einige Faschisten festgenommen und Schußwaffen bei ihnen gefunden. Insgesamt wurden bei diesem Feuerüberfall der Nazis 13 Personen verletzt, davon 11 Angehörige der Pfalzwacht, 3 mußten sofort operiert werden. Die letzte Kundgebung der Sozialdemokraten fand am 3. März 1933 ebenfalls auf dem Stiftsplatz statt; über 100 bayerische Schutzpolizisten mußten den Platz gegen randalierende SA absperren. Schüsse bei "Pfalzwacht"-Kundgebung
Bei den Reichstagswahlen am 5 .März 1933 erhielten die Nazis in Kaiserslautern knapp 18.000, die SPD knapp 10.000, Zentrum und Bayerische Volkspartei über 5.000 und die KPD knapp 4.500 Stimmen. Reichtagswahl 1933
Am 8. März 1933 zogen die Nazis musizierend zum Stadthaus und hißten dort gegen den Protest des Bürgermeisters die Hakenkreuzfahne, die abends dann von Bediensteten der Stadt wieder eingezogen wurde; am Abend desselben Tages veranstaltete die SA einen Fackelzug durch Kaiserslautern und am darauffolgenden 9. März rückte erneut ein Zug von SA- und SS-Männern verstärkt durch Stahlhelm-Leute zur Polizeidirektion; dort wurde Polizeidirektor Dr. Beck sowie der Polizeiobersekretär Gambs amtsenthoben, Beck von der SA festgenommen und der bisherige stellvertretende Polizeichef von Hausen von Nazi-Gauleiter Bürckel als neuer Leiter der Kaiserslauterer Polizei eingesetzt. Die örtliche SA wurde unter Sturmbannführer Willi Rocker, einem Kaiserslauterer Juwelier, als "Hilfspolizei" eingesetzt, was Voraussetzung für den verstärkten Terror der folgenden Tage und Wochen war: Polizeidirektor amtsenthoben
Gleich am 10. März wurden in einer ersten größeren Verhaftungswelle in Kaiserslautern 15 KPD-Funktionäre unter ihnen Stadtrat Julius Lang und Oskar Brill (s.u.) sowie 13 SPD-Funktionäre unter ihnen der 3. Bürgermeister Alexander Müller und die Gewerkschaftsfunktionäre Fritz Müller, Robert Nuthmann und Eugen Unger verhaftet und in das Gebäude des Roten Kreuzes in der Augustastrasse gebracht. An diesem Tag besetzten über ein Dutzend SS-Leute das Bürgermeisteramt im Stadthaus und verwehrten sozialdemokratischen Stadträten sowie den Nazis unliebsamen Beamten den Zutritt; außerdem wurden das Amts- und Landgericht, das Gewerkschaftshaus Ecke Parkstrasse/Dr. Rudolf Breitscheid Strasse und die Handwerkskammer von Nazis besetzt und die Eingänge jeweils durch mehrere Posten gesichert.
Die Druckerei der sozialdemokratischen "Pfälzischen Freien Presse" wurde durchsucht. Auch in den frühen Morgenstunden des 12. März wurde diese Druckerei erneut durchsucht und bei dieser Gelegenheit die gesamte Inneneinrichtung demoliert, Akten und Schriftstücke auf die Strasse geworfen und dort verbrannt sowie auf den Geschäftsführer Mann mehrere Schüsse abgefeuert bevor er verhaftet wurde. Auch "eine Anzahl Kommunisten" wurden an diesem Tag, wie die Zeitungen meldeten, verhaftet. Folge der Schließung der Pfälzischen Freien Presse war u. a. der Konkurs der Druckerei Emil Thiele noch im Jahr 1933.

Am 13. März sprengten die Nazis die Buchhandlung der Kaiserslauterer SPD in der Spittelstrasse, deren Leiter Eugen Hertel war, nachdem sie diese geplündert hatten. Von Funktionären anderer Parteien -insbesondere von Sozialdemokraten - forderten die Nazis die Unterzeichnung von Erklärungen, in denen gefordert wurde, nichts gegen die neue Regierung zu unternehmen. Für den Weigerungsfall drohten die Faschisten mit sog. Schutzhaft.
erste größere Verhaftungswelle
Mitte März 1933 wurden eine Reihe von Beamten und Angestellten der Stadtverwaltung unter fadenscheinigen Vorwänden "beurlaubt"; unter ihnen der seit 1909 in städtischen Diensten stehende Oberbaudirektor Hermann Hussong, dem "bolschewistische Bauweise" und "Verschleuderung öffentlicher Gelder" vorgeworfen wurde. Die "bolschewistische Bauweise" bestand in den Bauten der Fischer-, Altenwoog- und Königstrasse, die "Verschleuderung öffentlicher Gelder" in der Schaffung des Weinhofs im Ausstellungsgelände; die dort von Professor Sepp Mages geschaffenen Figuren wurden von den Nazis zertrümmert! "Beurlaubung" unliebsamer Personen der Stadtverwaltung
Am 27. März verboten die Nazis das sozialdemokratische Reichsbanner und die katholische Pfalzwacht und nahmen in Hohenecken den katholischen Pfarrer Mann und einen Lehrer in "Schutzhaft", nachdem diese einen Umzug katholischer Jugendlicher veranstaltet hatten. Verbot von Vereinen und Verbänden
Am 4. April lösten die Nazi-Organe sämtliche Arbeiter-Kultur- und Sportvereine auf und am 27. April - auf der ersten Stadtratssitzung nach der Machtübernahme - jagte der Nazi Dürrfeld die sozialdemokratischen Mandatsträger mit den Worten "Verschwinden Sie also..." aus dem Saal. Bürgermeister Weisbrod, der dies hätte verhindern können, schwieg nicht nur zu der Willkür der Nazis sondern biederte sich mit einer Rede an, in der u. a. folgender Satz zu hören war:
"...Unser Volk erlebt in diesem Jahr einen Frühling, der seinesgleichen in der Geschichte sucht und es ist, als wollte die Natur, der ein März voll Licht und Wärme erschienen ist, wetteifern mit dem Erblühen in unseren Herzen." Folgerichtig trat Weisbrod kurze Zeit später in die SA ein und wurde auch gleich Truppführer; aufgrund seiner "Anpassungsfähigkeit" konnte Weisbrod bis 1938 Bürgermeister von Kaiserslautern bleiben. Nachdem bereits Mitte März die Führung der Freien Gewerkschaften erklärt hatten, daß sie sich künftig von jeder Politik fernhalten und sich nur auf arbeitsrechtliche Fragen beschränken würden, wurde das Kaiserslauterer Gewerkschaftshaus am 2. Mai 1933 endgültig besetzt, die Gewerkschaften aufgelöst und das Vermögen beschlagnahmt; in Kaiserslautern wurde das Gebäude im August 1933 in "Gaststätte der Arbeitsfront" umbenannt.
Sozialdemokraten werden aus dem Stadtrat gejagt;

die Freien Gewerkschaften werden verboten
Im Mai führte auch die Hitlerjugend auf dem Stiftsplatz eine Großkundgebung und eine berüchtigte Bücherverbrennung durch, nachdem sie durch die Stadt gezogen war und auf Handwagen Bücher "undeutschen Geistes" eingesammelt hatte. Schon am 26. März hatten Nazis im Anschluß an eine "Kultur"-Veranstaltung die 7 Exemplare des in der Stadtbibliothek vorhandenen Buches "Im Westen nicht Neues" von Erich-Maria Remarque öffentlich verbrannt. Bücherverbrennung in Kaiserslautern
In einer zweiten großen Verhaftungswelle Mitte Juni 1933 wurden erneut einige sozialdemokratische Funktionäre festgenommen; unter den 11 sog. Schutzhäftlingen befand sich auch der schon erwähnte Pfarrer Mann aus Hohenecken und Rechtsanwalt Dr. Mungenast, der Führer der katholischen "Deutschen Jugendkraft". Am 21. Juni wurde auch der Kaiserslauterer Stadtpfarrer Wagner verhaftet. In diesen Tagen wurden parallel zu den Festnahmen zahlreiche politisch motivierte Entlassungen und Beurlaubungen bei der Stadtverwaltung ausgesprochen. Ende Juli 1933 führte die Deutsche Arbeitsfront (DAF) eine eine sozialdemagogische Großkundgebung über "das Kernproblem der deutschen Not die Arbeitslosigkeit" mit zehntausenden von Teilnehmern durch. Zweite Verhaftungswelle
Am 5. August 1933 nahmen 11 Vertreter der (illegalen) Pfälzer KPD, außer aus Kaiserslautern auch aus Pirmasens und dem Kreis Kusel, an einer KPD-Konferenz in der Dudweilerstrasse in Saarbrücken teil auf der u. a. festgelegt wurde, daß Flugblätter, Zeitungen und Schriften in Zukunft nicht mehr mit der Post sondern nur noch, alle zwei Tage, mit Hilfe einer kurzfristig aufzubauenden Kurierlinie über unbelebte Nebenstrassen, Waldwege usw. aus dem Saarland ins Reich zu erfolgen hätte. Die aufzubauende Kurierlinie verlief von Saarbrücken über Erbach bei Homburg nach Waldmohr über Vogelbach nach Kindsbach, wo der Kurier aus Landstuhl das Material an einem Weiher beim Bärenloch deponieren und ein anderer Kurier aus Kaiserslautern dieses abholen sollte. Dieser hatte das Schriftenmaterial beim Unterbezirksleiter Karl Grub abzuliefern, der es dann an den Beauftragten der Bezirksleitung aus Mannheim, Eheim weitergab. Ab Kaiserslautern konnte auf die Benutzung von Waldwegen und ähnliche abenteurliche Methoden verzichtet werden, da eingeschätzt wurde, daß von dort aus die Bahn benutzt werden könne, die offensichtlich im grenznäheren Bereich häufiger kontrolliert wurde.
Im Zeitraum April bis Oktober 1933 wurde in Kaiserslautern ein Teil der 1.000 bis 20.000 Exemplare umfassenden Gesamtauflage der Zeitung "Der Rote Stoßtrupp" verbreitet. Diese Zeitung wurde von der gleichnamigen Widerstandsgruppe um Rudolf Küstermeier mit Schwerpunkt in Berlin, wo auch etwa 2.500 Stück der Gesamtauflage gedruckt wurden, herausgegeben, die sich zunächst aus linken Sozialdemokraten, sozialistischen Studenten und Anhängern der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) zusammensetzte. Nach Erscheinen der ersten Nummern der Zeitung schlossen sich weitere junge Sozialisten dieser Gruppe an, die die offizielle sozialdemokratische Politik ablehnten und sich für eine Sammlung aller linkssozialistischen Kräfte in Deutschland einsetzten. Dies war auch die Linie der im DIN A4 Format maschinenschriftlich hektographierten Zeitung, die auch in Pirmasens, Zweibrücken und Ludwigshafen verbreitet wurde und im übrigen eine reichsweite Verbreitung allerdings vorwiegend in Großstädten fand.
Arbeit der illegalen pfälzer KPD
Das Sondergericht Frankenthal verurteilte im Januar 1934 den Maler und Lackierer Karl Schutz, der früher KPD-Stadtrat in Kaiserslautern gewesen war, zu 6 Monaten Gefängnis, weil er die faschistischen Scheinwahlen vom 12. Dezember 1933 als Schwindel bezeichnet hatte und seine ganze Familie mit "nein" gestimmt hatte. Der in Kaiserslautern wohnende Steindrucker Rudolf Poschinger erhielt im Juni 1934 die Aufforderung, bis 15. Juli das Reich zu verlassen; er besaß die österreichische Staatsangehörigkeit. 1936 war Poschinger 3 Wochen in Haft, da er in Triberg für die verbotene KPD gearbeitet hatte (siehe Heimatgeschichtlicher Wegweiser Baden-Württemberg, Band II) Ein entscheidender Teil der illegalen kommunistischen Organisationsstruktur nach der faschistischen Machtübernahme wurde bis Ende 1934 in Kaiserslautern von den Nazi-Organen aufgerollt: In einem ersten großen Prozeß wurden im Frühjahr 1934 7 Mitglieder der Kaiserslauterer Widerstandsgruppe um den Schreiner Emil Hamberger zu mehrjährigen Gefängnisstrafen verurteilt. Drei Angeklagte stammten aus der weiteren Umgebung Kaiserslauterns; aus der Stadt selbst gehörten außer Hamberger noch der Gipser Ernst-Karl Liebrich und der Schneider Alois Liebrich sowie der Maurer Gustav Braun. Verhaftungen und Verurteilungen
Hamberger, der seit 1932 in der KPD organisiert war, hatte verantwortlich die illegale KPD in Kaiserslautern und Umgebung aufgebaut und längere Zeit Material und Anweisungen der Zentrale der KPD empfangen, die ihm seit März 1933 von dem Mitangeklagten aus Lampertheim (Kreis Bergstrasse in Hessen) stammenden Fabrikarbeiter Philipp Bertel als Kurier übergeben wurden. Ab Spätsommer 1933 sollte dann die oben erwähnte Kurierlinie auch für die Versorgung der Kaiserslauterer Parteiorganisation benutzt werden. Bereits im Mai 1933 fand im Wald zwischen dem Bahnheim und der Bahnstrecke Kaiserslautern - Hohenecken eine Versammlung von Mitgliedern der illegalen Unterbezirksleitung statt, an der u. a. die Fabrikarbeiter Eugen Karch und Robert Mahler teilnahmen; weitere Versammlungen fanden am 14. Juni im Wald bei der Salingsmühle mit Karch, Mahler und dem Arbeiter Anton Rothländer sowie am 22. Juni in der Wohnung von Ignaz Völker statt.
Auf dieser Zusammenkunft wurde eine neue Unterbezirksleitung gewählt; außer Karch, Mahler und dem im ersten Prozeß verurteilten Liebrich nahm hier auch der Gipser Karl Grub teil. Grub und Mahler nahmen als Vertreter der Kaiserslauterer Gruppe im September an einer KPD-Kundgebung in Saarbrücken teil und am 14. Oktober legte die neu gewählte Unterbezirksleitung gemeinsam mit dem Fräser Georg Gagel fest, bei der bevorstehenden Abstimmung mit "Nein" zu stimmen und entsprechende Aufrufe und Parolen an Häuserwände zu pinseln.
Arbeit der illegalen pfälzer KPD
Ein zweiter großer Prozeß gegen Kaiserslauterer Kommunisten fand im Frühjahr 1935 vor dem Oberlandesgericht in München statt; 26 Angeklagte, darunter 11 aus Kaiserslautern um den Leiter des seit 1932 illegalen Rot-Frontkämpferbund (RFB) Oskar Brill wurden zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt. Anton Rothländer war schon im ersten Prozeß angeklagt, mußte seinerzeit aber außer Verfolgung gesetzt werden. Außer den schon erwähnten Gagel, Mahler und Karch standen noch aus Kaiserslautern Alois Leist, Heinrich Fuchs, der Former Adolf Höhn, der Magazinverwalter Robert Geiger, der Zementierer Valentin Haffner und der Bauarbeiter Otto Michel sowie Oskar Brill vor den Schranken des Münchener Gerichts. Die Angeklagten waren überwiegend früher in der KPD und z. T. auch in der Roten Hilfe, der Internationalen Arbeiter Hilfe oder dem RFB organisiert gewesen, Haffner war in der SPD und Michel parteilos. zweite große Prozesswelle gegen Kommunisten
Hauptangeklagter war der frühere KPD-Stadtrat (1926 - 29) und Schlosser Oskar Brill, der schon 1921 an der Gründung der kommunistischen Ortsgruppe beteiligt war und seit 1927 eine Gastwirtschaft (wo?) betrieben hatte. 1933 wurde Oskar Brill mit anderen Genossen in sog. Schutzhaft genommen und schon eine Stunde nach seiner Entlassung erneut von SA-Schlägern festgesetzt und in das KZ Neustadt (siehe dort) verschleppt; wegen "politischer Unzuverlässigkeit" schloß das Polizeipräsidium seine Gaststätte. Bis zum 1. Mai 1933 kam Oskar Brill dann erneut in Haft und mußte sich dann - bis zu seiner nächsten Festnahme am 25. September 1934 - zweimal täglich bei der Polizei melden. Nach fast einem Jahr U-Haft wurde Oskar Brill zu 4 Jahren Zuchthaus verurteilt, die er in Amberg und Erbach absaß. Im Dezember 1937 kam er dann in das Lager Aschendorfer Moor II und im Januar 1939 in das KZ Buchenwald, wo er am 9. und 10. Februar zu einem zweitägigen "Verhör" über seinen zurückliegenden Prozeß geholt wurde. Dabei schlug der Kaiserslauterer Gestapomann Klobsch ihm sämtliche Vorderzähne ein und der Rapportführer Strippel drückte ihm einen Strick in die Hand und ließ ihn anschließend 2 Stunden lang an einem Baum im Wald aufhängen; mit den Worten "Lump, du bist zuviel" muß Oskar Brill schließlich 30 Tage lang nach der Arbeit jeweils 2 Stunden "Strafe stehen". Oskar Brill war im KZ Buchenwald in der illegalen Parteiorganisation aktiv und beteiligte sich an der Vorbereitung der militärischen Selbstbefreiung des Lagers. Nach seiner Rückkehr aus Buchenwald wurde Oskar Brill von der Bezirksregierung zum Wohnungskommissar für die Stadt Kaiserslautern bestellt und in den Stadtrat und zum Beigeordneten gewählt. Diese Wahl erfolgte auf Vorschlag des CDU Ratsmitglieds Jean Lehmann; Brill war bis 1948 für das Ressort "Wiederaufbau" verantwortlich. Am 16. August 1956 starb Oskar Brill im Alter von 64 Jahren. Der Widerstandskämpfer Oskar Brill
In den ersten Tagen des Jahres 1935 tauchten in Kaiserslautern wie auch in Ludwigshafen eine größere.Anzahl der antifaschistischen Flugschrift "Der Funke" auf; die Gestapo konnte eine Anzahl von ihnen in verschiedenen Teilen Kaiserslauterns auffinden. Bis zum Frühjahr dieses Jahres gelang es dem ehemaligen Vorstandsmitglied des Einheitsverbandes der Eisenbahner, Hans Jahn, eine umfassende illegale Organisationsstruktur ehemaliger Eisenbahngewerkschafter im Reich aufzubauen, die eingeschleustes Material verteilte und Stimmungs- und Situationsberichte ins Ausland schaffte. In dem sog. Gau Pfalz-Baden dieser Organisation gab es auch in Kaiserslautern einen Stützpunkt (wie auch in Neustadt, Worms, Speyer, Frankenthal und Lubwigshafen).

Auch die zwei großen Prozesse gegen Kaiserslauterner Kommunisten und ihre Anhänger konnten den kommunistischen Widerstand nicht restlos zerschlagen, so mußte die Gestapo auch im Herbst 1935 konstatieren, daß häufig viele Hauswände und Plakattafeln mit kommunistischen Parolen "beschmiert" worden waren und im Eßgeschirr des Landgerichtsgefängnisses Kaiserslautern I in der Saarbruckerstrasse l00, in dem zahlreiche Antifaschisten einsaßen, Trinkbecher vorgefunden wurden in die "Heil Moskau", "Hitler verrecke" und "Es lebe Ernst Thälmann" eingeritzt worden war.
Die illegalen Aktivitäten dauern an
In dieser Zeit wurde auch mehr und mehr Arbeitern der sozialdemagogische Charakter einiger Nazi-Losungen wie der von der "Beseitigung der Arbeitslosigkeit" deutlich; so rühmte sich die DAF, daß es keine Massenentlassungen bei den Eisenwerken Kaiserslautern gegeben habe, obwohl alle wußten, daß zahlreiche Arbeiter nur ein bis zwei Tage in der Woche Arbeit hatten, in der Werksstatistik aber als volle Arbeitskräfte geführt wurden. Bis Dezember 1935 wurden auch hunderte Familien in Kaiserslautern aus ihren Wohnungen exmittiert und hatten sich z. T. selbst elende Behelfsunterkünfte am Stadtrand errichtet; dies hatte ein solches Ausmaß angenommen, daß Ende des Jahres die Polizei einschritt und unter ihrem Schutz städtische Arbeiter diese wieder zerstörten, damit das Wohnungselend in der Öffentlichkeit nicht allzu deutlich sichtbar wurde. Wohnungselend und anhaltende Arbeitslosigkeit
Selbst Anfang 1936 wurden noch etwa 10 Sozialdemokraten in Kaiserslautern verhaftet, weil sie im Betrieb antifaschistische Mund-zu-Mund-Propaganda betrieben hatten. Der frühere SPD- und Gewerkschaftsfunktionär Franz Mayer wurde um die Jahreswende 1935/36 zu einigen Monaten Gefängnis verurteilt und im Mai 1936 erhielt der Kaiserslauterer Dachdecker Karl Messemer wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" eine Gefängnisstrafe von 1 1/2 Jahren; er war, mit 22 anderen Angeklagten aus Mannheim, Niederwalluf und Waldmichelbach vor dem Strafsenat des Oberlandesgerichts in Karlsruhe Ende Mai 1936 angeklagt und kam mit seinem Strafmaß noch relativ glimpflich davon, da einige Angeklagte bis zu 7 Jahre Zuchthaus erhielten. Im Sommer 1936 wurden innerhalb kurzer Zeit in Kaiserslautern u. a. die Witwe Karoline Kiehm "wegen ungerechtfertigter Angriffe auf die Regierung" zu 5 Monaten Gefängnis, Philipp Schlaufmann und Jakob Tremmel "wegen Beleidigung von Hitler und Göring" zu je 10 Monaten Gefängnis sowie Heinrich Schneider und Ludwig Schwarz "wegen abfälliger Äußerungen über die Volksgemeinschaft" zu 7 bzw. 8 Monaten Gefängnis verurteilt. weitere Verhaftungen und Verurteilungen
Seit etwa 1935 waren auch Oppositionelle innerhalb der Kirchen verstärkt Verfolgungen durch die Nazis ausgesetzt und z. T. die Druckerzeugnisse der Kirchen einer verschärften Zensur unterworfen. So wurde 1935 die evangelische Zeitung "Der Diemerstein" in Kaiserslautern beschlagnahmt nachdem dort ein Artikel gegen die nationalsozialistische Weltanschauung und insbesondere den faschistischen Rassismus erschienen war. Auch die Nr. 38 des "Evangelischen Kirchenboten" beschlagnahmten die Nazi-Organe weil dort die Zusammenfassung eines Hirtenbriefes katholischer Bischöfe(!) abgedruckt war, den die Faschisten als "abträgliche Kritik an den Bestrebungen des nationalsozialistischen Staates auf dem Gebiet der Rassenpflege" betrachteten. Am 7. und 14. Mai 1935 wurden schließlich die Nr. 27 und 28 des in Kaiserslautern erscheinenden "Pirmasenser Pfarramtsblatt" beschlagnahmt wegen "versteckter Angriffe gegen Staat und Regierung". Im Frühjahr 1937 wurden dann in Kaiserslautern regelmäßig bekenntnis-christliche Andachten an Werktagabenden im Rahmen der Abstimmungen über die sog. Bekenntnisschulen durchgeführt. Opposition in den Kirchen
Im Laufe des Jahres 1938 nimmt die Militarisierung Kaiserslauterns durch umfassenden Kasernenneubau am West- und Nordrand der Stadt zu. Im November 1938 wurden im Bereich der Gestapo Karlsruhe insgesamt 19 Personen "wegen Betätigung für die illegale SAP" festgenommen, unter ihnen der Kaiserslauterer Schlosser Philipp Mees und der Schmied Georg Steiner. Mees war vor 1933 Funktionär der SPD gewesen und in Kaiserslautern Hauptfigur der seit etwa 5 Jahren im Untergrund arbeitenden SAP; er hatte enge Verbindungen zur Zentralleitung in Mannheim und der Ludwigshafener SAP-Organisation unter Karl Nord (siehe Ludwigshafen). Philipp Mees nahm auch mehrmals an illegalen Zusammenkünften in Basel teil und bezog jahrelang zur Verteilung in Kaiserslautern und Umgebung große Mengen an Zeitungen und Schriften wie "Das Banner der revolutionären Einheit", "Neue Front" und "Sozialistische Warte", die er, zumindest bis in die erste Jahreshälfte 1937 über Georg Steiner sowie an Hermann Röper in Hottenbach (siehe dort) und Richard Lenz in Rockenhausen (siehe dort) vertrieb. Die illegale SAP-Organisation in Kaiserslautern sammelte auch regelmäßig Beiträge und führte diese zum Teil zentral ab. Bis November 1938 konnte die Gestapo im gesamten süddeutschen Raum insgesamt 66 Personen in der Angelegenheit der SAP festnehmen. Die Arbeit der illegalen SAP
Ein bedeutender Teil der Kaiserslauterner Industrie profitierte von der faschistischen Aufrüstungspolitik. Nach der Machtübernahme der Nazis und der Einführung sog. Ehestandsdarlehen konsolidierte sich zunächst die Möbelindustrie und so konnte z.B. die Möbelfabrik Nikolaus Eckel die Beschäftigtenzahl bis 1934 um etwa 30% erhöhen; mit der faschistischen Aufrüstung konnten die Produktionsstandorte Kohlbruchstrasse/Lutrinastrasse wachsen, bis bei einem Bombenangriff am 14. August 1944 das wertvolle Holzlager zerstört wurde. Neben den Kaiserslauterer Tiefbauunternehmen, die ihre Beschäftigtenzahlen bis 1934 gar um 33% steigern konnten - so erhielt die Bauunternehmung Gehlen Großaufträge für den Bau von Autobahn- und Rheinbrücken profitierte besonders die Kammgarnspinnerei Kaiserslautern AG von der faschistischen Politik: bis 1935 stellte sie 800 Leute neu ein und modernisierte aufgrund von Wehrmachtsaufträgen seit 1936 den ganzen Betrieb; auf umgebauten Zwirnmaschinen wurde dann Natronpapier sowie Granaten hergestellt. Das Eisenwerk Kaiserslautern erhielt ab 1935 Autobahn- und Rüstungsaufträge; hier wurden u. a. Tender für die Reichsbahn, hochsäurefeste emaillierte Rührwerke, Hydriereinrichtungen, Kompressoren und Rohrleitungssysteme und Großtanklager für die chemische Industrie, Stahlskelette für militärische Hochbauten und Brückenteile für Reichsautobahnen produziert. Allein von 1932 bis 1935 stieg die Beschäftigtenzahl hier von 1l0 auf 425. In der Baumwollspinnerei Kaiserslautern in der Lampertsmühle dient ein Teil der Fabrikräume im Krieg Rüstungszwecken; hier sollen Teile für Fernraketen gebaut worden sein, was Grund für die reichlich 50%ige Zerstörung des Werkes bei einem Bombenangriff am 28. September 1944 gewesen sein kann. Unmittelbar nach dem Einmarsch ihrer Truppen ließ die US-Militärregierung am 19. März 1945 den Maschinenpark zerschlagen. Auch die Nähmaschinenfabrik G.M.Pfaff AG produzierte im Krieg Rüstungsgüter und wurde mehrfach bombardiert sowie nach Kriegsende demontiert. Bei den Zschocke Werken AG begannen die Lieferungen an die Reichswehr/Wehrmacht bereits 1933; die Produktion von Munitionswagen, Geschoßkörben, Bremsklötzen, Werktischen und Stahlrohrtreppen u. a. für Bunkeranlagen führte dazu, daß die Beschäftigtenzahl von 1927 500 über 1933 260 auf 1934 380 und 1938 schließlich über 600 stieg. Profiteure der
Aufrüstungspolitik
Am 19. November 1944 ermordeten die Nazis in Plötzensee den Kaiserslauterer Bauarbeiter Adam Möller. Ein Denkmal für die Opfer des Faschismus befindet sich vor dem Polizeipräsidium, das von 1933 bis 1945 häufiger Ort von Verhören und Folterungen antifaschistisch eingestellter Bürger der Stadt war; im November 1987 wurde der Gedenkstein mit einem Hakenkreuz beschmiert.
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