Bereits einen Tag nach der Machtübertragung an die Faschisten begannen
antifaschistische Kundgebungen in Kaiserslautern:
Am 31. Januar 1933 fand auf dem Stiftsplatz eine
Großkundgebung der sozialdemokratischen Eisernen Front mit über
3.000 Menschen statt, auf der
Eugen Hertel
und
Fritz Müller
sprachen.
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Großkundgebung gegen die Machtergreifung
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Nach einer Veranstaltung der Zentrums-Partei mit dem ehemaligen Reichskanzler
Brüning
Mitte Februar 1933 zog die "Pfalzwacht", eine Schutzorganisation
katholischer Verbände, von der Fruchthalle aus über den Stiftsplatz in
Richtung "Neue Eintracht"; auf dem Stiftsplatz wurden von Nazis mehrere
Schüsse auf Teilnehmer des Zuges abgegeben und diese mit Pflastersteinen
beworfen, nachdem die Nazis zuvor schon die Versammlung selbst durch Sprechchöre
gestört hatten. Nachdem die Polizei die Strasse geräumt hatte und bei
den Mitgliedern der "Pfalzwacht" erfolglos nach Waffen gesucht hatte,
wurden später einige Faschisten festgenommen und Schußwaffen bei
ihnen gefunden. Insgesamt wurden bei diesem Feuerüberfall der Nazis 13
Personen verletzt, davon 11 Angehörige der Pfalzwacht, 3 mußten
sofort operiert werden. Die letzte Kundgebung der Sozialdemokraten fand am
3. März 1933 ebenfalls auf dem Stiftsplatz statt; über 100
bayerische Schutzpolizisten mußten den Platz gegen randalierende SA
absperren.
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Schüsse bei "Pfalzwacht"-Kundgebung
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Bei den Reichstagswahlen am 5 .März 1933 erhielten die Nazis in
Kaiserslautern knapp 18.000, die SPD knapp 10.000, Zentrum und Bayerische
Volkspartei über 5.000 und die KPD knapp 4.500 Stimmen.
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Reichtagswahl 1933
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Am 8. März 1933 zogen die Nazis musizierend zum Stadthaus und
hißten dort gegen den Protest des Bürgermeisters die Hakenkreuzfahne,
die abends dann von Bediensteten der Stadt wieder eingezogen wurde; am Abend
desselben Tages veranstaltete die SA einen Fackelzug durch Kaiserslautern und am
darauffolgenden 9. März rückte erneut ein Zug von SA- und
SS-Männern verstärkt durch Stahlhelm-Leute zur Polizeidirektion;
dort wurde Polizeidirektor
Dr. Beck
sowie der Polizeiobersekretär
Gambs
amtsenthoben, Beck von der SA festgenommen und der bisherige stellvertretende
Polizeichef von Hausen von Nazi-Gauleiter
Bürckel
als neuer Leiter der Kaiserslauterer Polizei eingesetzt.
Die örtliche SA wurde unter Sturmbannführer
Willi Rocker,
einem Kaiserslauterer Juwelier, als "Hilfspolizei" eingesetzt, was
Voraussetzung für den verstärkten Terror der folgenden Tage und Wochen
war:
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Polizeidirektor amtsenthoben
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Gleich am 10. März wurden in einer ersten größeren
Verhaftungswelle in Kaiserslautern 15 KPD-Funktionäre unter ihnen Stadtrat
Julius Lang und
Oskar Brill
(s.u.) sowie 13 SPD-Funktionäre unter ihnen der 3. Bürgermeister
Alexander Müller
und die Gewerkschaftsfunktionäre
Fritz Müller,
Robert Nuthmann und
Eugen Unger
verhaftet und in das Gebäude des Roten Kreuzes in der Augustastrasse
gebracht. An diesem Tag besetzten über ein Dutzend SS-Leute das
Bürgermeisteramt im Stadthaus und verwehrten sozialdemokratischen
Stadträten sowie den Nazis unliebsamen Beamten den Zutritt; außerdem
wurden das Amts- und Landgericht, das Gewerkschaftshaus
Ecke Parkstrasse/Dr. Rudolf Breitscheid Strasse und die Handwerkskammer von
Nazis besetzt und die Eingänge jeweils durch mehrere Posten gesichert.
Die Druckerei der sozialdemokratischen "Pfälzischen Freien Presse" wurde
durchsucht. Auch in den frühen Morgenstunden des 12. März wurde
diese Druckerei erneut durchsucht und bei dieser Gelegenheit die gesamte
Inneneinrichtung demoliert, Akten und Schriftstücke auf die Strasse geworfen
und dort verbrannt sowie auf den Geschäftsführer
Mann
mehrere Schüsse abgefeuert bevor er verhaftet wurde. Auch "eine Anzahl
Kommunisten" wurden an diesem Tag, wie die Zeitungen meldeten, verhaftet.
Folge der Schließung der Pfälzischen Freien Presse war u. a. der
Konkurs der Druckerei
Emil Thiele
noch im Jahr 1933.
Am 13. März sprengten die Nazis die Buchhandlung der Kaiserslauterer
SPD in der Spittelstrasse, deren Leiter
Eugen Hertel
war, nachdem sie diese geplündert hatten. Von Funktionären anderer
Parteien -insbesondere von Sozialdemokraten - forderten die Nazis die
Unterzeichnung von Erklärungen, in denen gefordert wurde, nichts gegen die
neue Regierung zu unternehmen. Für den Weigerungsfall drohten die Faschisten
mit sog. Schutzhaft.
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erste größere Verhaftungswelle
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Mitte März 1933 wurden eine Reihe von Beamten und Angestellten der
Stadtverwaltung unter fadenscheinigen Vorwänden "beurlaubt";
unter ihnen der seit 1909 in städtischen Diensten stehende Oberbaudirektor
Hermann Hussong,
dem "bolschewistische Bauweise" und "Verschleuderung öffentlicher
Gelder" vorgeworfen wurde. Die "bolschewistische Bauweise" bestand in den
Bauten der Fischer-, Altenwoog- und Königstrasse, die "Verschleuderung
öffentlicher Gelder" in der Schaffung des Weinhofs im
Ausstellungsgelände; die dort von Professor
Sepp Mages
geschaffenen Figuren wurden von den Nazis zertrümmert!
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"Beurlaubung" unliebsamer Personen der Stadtverwaltung
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Am 27. März verboten die Nazis das sozialdemokratische Reichsbanner
und die katholische Pfalzwacht und nahmen in Hohenecken den katholischen Pfarrer
Mann
und einen Lehrer in "Schutzhaft", nachdem diese einen Umzug katholischer
Jugendlicher veranstaltet hatten.
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Verbot von Vereinen und Verbänden
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Am 4. April lösten die Nazi-Organe sämtliche Arbeiter-Kultur-
und Sportvereine auf und am 27. April - auf der ersten Stadtratssitzung
nach der Machtübernahme - jagte der Nazi
Dürrfeld
die sozialdemokratischen Mandatsträger mit den Worten "Verschwinden Sie
also..." aus dem Saal. Bürgermeister
Weisbrod,
der dies hätte verhindern können, schwieg nicht nur zu der Willkür
der Nazis sondern biederte sich mit einer Rede an, in der u. a. folgender Satz
zu hören war:
"...Unser Volk erlebt in diesem Jahr einen Frühling, der
seinesgleichen in der Geschichte sucht und es ist, als wollte die Natur, der ein
März voll Licht und Wärme erschienen ist, wetteifern mit dem
Erblühen in unseren Herzen."
Folgerichtig trat
Weisbrod
kurze Zeit später in die SA ein und wurde auch gleich Truppführer;
aufgrund seiner "Anpassungsfähigkeit" konnte Weisbrod bis 1938
Bürgermeister von Kaiserslautern bleiben.
Nachdem bereits Mitte März die Führung der Freien Gewerkschaften
erklärt hatten, daß sie sich künftig von jeder Politik
fernhalten und sich nur auf arbeitsrechtliche Fragen beschränken würden,
wurde das Kaiserslauterer Gewerkschaftshaus am 2. Mai 1933 endgültig
besetzt, die Gewerkschaften aufgelöst und das Vermögen beschlagnahmt;
in Kaiserslautern wurde das Gebäude im August 1933 in
"Gaststätte der Arbeitsfront" umbenannt.
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Sozialdemokraten werden aus dem Stadtrat gejagt;
die Freien Gewerkschaften werden verboten
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Im Mai führte auch die Hitlerjugend auf dem Stiftsplatz eine
Großkundgebung und eine berüchtigte Bücherverbrennung durch,
nachdem sie durch die Stadt gezogen war und auf Handwagen Bücher
"undeutschen Geistes" eingesammelt hatte. Schon am 26. März
hatten Nazis im Anschluß an eine "Kultur"-Veranstaltung die
7 Exemplare des in der Stadtbibliothek vorhandenen Buches "Im Westen nicht
Neues" von
Erich-Maria Remarque
öffentlich verbrannt.
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Bücherverbrennung in Kaiserslautern
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In einer zweiten großen Verhaftungswelle Mitte Juni 1933 wurden
erneut einige sozialdemokratische Funktionäre festgenommen; unter den
11 sog. Schutzhäftlingen befand sich auch der schon erwähnte
Pfarrer Mann
aus Hohenecken und
Rechtsanwalt Dr. Mungenast,
der Führer der katholischen "Deutschen Jugendkraft". Am 21. Juni wurde auch
der Kaiserslauterer
Stadtpfarrer Wagner
verhaftet. In diesen Tagen wurden parallel zu den Festnahmen zahlreiche politisch
motivierte Entlassungen und Beurlaubungen bei der Stadtverwaltung ausgesprochen.
Ende Juli 1933 führte die Deutsche Arbeitsfront (DAF) eine eine
sozialdemagogische Großkundgebung über "das Kernproblem der
deutschen Not die Arbeitslosigkeit" mit zehntausenden von Teilnehmern durch.
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Zweite Verhaftungswelle
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Am 5. August 1933 nahmen 11 Vertreter der (illegalen) Pfälzer KPD,
außer aus Kaiserslautern auch aus Pirmasens und dem Kreis Kusel, an einer
KPD-Konferenz in der Dudweilerstrasse in Saarbrücken teil auf der u. a.
festgelegt wurde, daß Flugblätter, Zeitungen und Schriften in Zukunft
nicht mehr mit der Post sondern nur noch, alle zwei Tage, mit Hilfe einer
kurzfristig aufzubauenden Kurierlinie über unbelebte Nebenstrassen,
Waldwege usw. aus dem Saarland ins Reich zu erfolgen hätte. Die
aufzubauende Kurierlinie verlief von Saarbrücken über Erbach bei
Homburg nach Waldmohr über Vogelbach nach Kindsbach, wo der Kurier aus
Landstuhl das Material an einem Weiher beim Bärenloch deponieren und ein
anderer Kurier aus Kaiserslautern dieses abholen sollte. Dieser hatte das
Schriftenmaterial beim Unterbezirksleiter
Karl Grub
abzuliefern, der es dann an den Beauftragten der Bezirksleitung aus Mannheim,
Eheim
weitergab. Ab Kaiserslautern konnte auf die Benutzung von Waldwegen und
ähnliche abenteurliche Methoden verzichtet werden, da eingeschätzt
wurde, daß von dort aus die Bahn benutzt werden könne, die
offensichtlich im grenznäheren Bereich häufiger kontrolliert wurde.
Im Zeitraum April bis Oktober 1933 wurde in Kaiserslautern ein Teil der
1.000 bis 20.000 Exemplare umfassenden Gesamtauflage der Zeitung
"Der Rote Stoßtrupp" verbreitet. Diese Zeitung wurde von der
gleichnamigen Widerstandsgruppe um
Rudolf Küstermeier
mit Schwerpunkt in Berlin, wo auch etwa 2.500 Stück der Gesamtauflage
gedruckt wurden, herausgegeben, die sich zunächst aus linken
Sozialdemokraten, sozialistischen Studenten und Anhängern der
Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) zusammensetzte. Nach Erscheinen der ersten
Nummern der Zeitung schlossen sich weitere junge Sozialisten dieser Gruppe an,
die die offizielle sozialdemokratische Politik ablehnten und sich für eine
Sammlung aller linkssozialistischen Kräfte in Deutschland einsetzten. Dies
war auch die Linie der im DIN A4 Format maschinenschriftlich hektographierten
Zeitung, die auch in Pirmasens, Zweibrücken und Ludwigshafen verbreitet
wurde und im übrigen eine reichsweite Verbreitung allerdings vorwiegend in
Großstädten fand.
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Arbeit der illegalen pfälzer KPD
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Das Sondergericht Frankenthal verurteilte im Januar 1934 den Maler und Lackierer
Karl Schutz,
der früher KPD-Stadtrat in Kaiserslautern gewesen war, zu 6 Monaten
Gefängnis, weil er die faschistischen Scheinwahlen vom 12. Dezember 1933
als Schwindel bezeichnet hatte und seine ganze Familie mit "nein" gestimmt hatte.
Der in Kaiserslautern wohnende Steindrucker
Rudolf Poschinger
erhielt im Juni 1934 die Aufforderung, bis 15. Juli das Reich zu verlassen;
er besaß die österreichische Staatsangehörigkeit. 1936 war
Poschinger 3 Wochen in Haft, da er in Triberg für die verbotene KPD
gearbeitet hatte (siehe Heimatgeschichtlicher Wegweiser Baden-Württemberg, Band II)
Ein entscheidender Teil der illegalen kommunistischen Organisationsstruktur nach
der faschistischen Machtübernahme wurde bis Ende 1934 in
Kaiserslautern von den Nazi-Organen aufgerollt: In einem ersten großen
Prozeß wurden im Frühjahr 1934 7 Mitglieder der Kaiserslauterer
Widerstandsgruppe um den Schreiner
Emil Hamberger
zu mehrjährigen Gefängnisstrafen verurteilt. Drei Angeklagte stammten
aus der weiteren Umgebung Kaiserslauterns; aus der Stadt selbst gehörten
außer Hamberger noch der Gipser
Ernst-Karl Liebrich
und der Schneider
Alois Liebrich
sowie der Maurer
Gustav Braun.
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Verhaftungen und Verurteilungen
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Hamberger, der seit 1932 in der KPD organisiert war, hatte verantwortlich die
illegale KPD in Kaiserslautern und Umgebung aufgebaut und längere Zeit
Material und Anweisungen der Zentrale der KPD empfangen, die ihm seit
März 1933 von dem Mitangeklagten aus Lampertheim
(Kreis Bergstrasse in Hessen) stammenden Fabrikarbeiter Philipp Bertel
als Kurier übergeben wurden. Ab Spätsommer 1933 sollte dann die oben
erwähnte Kurierlinie auch für die Versorgung der Kaiserslauterer
Parteiorganisation benutzt werden. Bereits im Mai 1933 fand im Wald
zwischen dem Bahnheim und der Bahnstrecke Kaiserslautern - Hohenecken eine
Versammlung von Mitgliedern der illegalen Unterbezirksleitung statt, an der
u. a. die Fabrikarbeiter
Eugen Karch
und Robert Mahler
teilnahmen; weitere Versammlungen fanden am 14. Juni im Wald bei der
Salingsmühle mit Karch, Mahler und dem
Arbeiter Anton Rothländer
sowie am 22. Juni in der Wohnung von
Ignaz Völker
statt.
Auf dieser Zusammenkunft wurde eine neue Unterbezirksleitung gewählt; außer
Karch,
Mahler
und dem im ersten Prozeß verurteilten Liebrich nahm hier auch der Gipser
Karl Grub
teil. Grub und Mahler nahmen als Vertreter der Kaiserslauterer Gruppe im
September an einer KPD-Kundgebung in Saarbrücken teil und am
14. Oktober legte die neu gewählte Unterbezirksleitung gemeinsam mit
dem Fräser
Georg Gagel
fest, bei der bevorstehenden Abstimmung mit "Nein" zu stimmen und entsprechende
Aufrufe und Parolen an Häuserwände zu pinseln.
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Arbeit der illegalen pfälzer KPD
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Ein zweiter großer Prozeß gegen Kaiserslauterer Kommunisten fand im
Frühjahr 1935 vor dem Oberlandesgericht in München statt;
26 Angeklagte, darunter 11 aus Kaiserslautern um den Leiter des seit 1932
illegalen Rot-Frontkämpferbund (RFB)
Oskar Brill
wurden zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt.
Anton Rothländer
war schon im ersten Prozeß angeklagt, mußte seinerzeit aber außer
Verfolgung gesetzt werden. Außer den schon erwähnten Gagel,
Mahler und Karch standen noch aus Kaiserslautern
Alois Leist,
Heinrich Fuchs,
der Former
Adolf Höhn,
der Magazinverwalter
Robert Geiger,
der Zementierer
Valentin Haffner
und der Bauarbeiter
Otto Michel
sowie
Oskar Brill
vor den Schranken des Münchener Gerichts. Die Angeklagten waren
überwiegend früher in der KPD und z. T. auch in der Roten Hilfe, der
Internationalen Arbeiter Hilfe oder dem RFB organisiert gewesen, Haffner war in
der SPD und Michel parteilos.
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zweite große Prozesswelle gegen Kommunisten
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Hauptangeklagter war der frühere KPD-Stadtrat (1926 - 29) und Schlosser
Oskar Brill,
der schon 1921 an der Gründung der kommunistischen
Ortsgruppe beteiligt war und seit 1927 eine Gastwirtschaft (wo?) betrieben
hatte. 1933 wurde Oskar Brill mit anderen Genossen in sog. Schutzhaft
genommen und schon eine Stunde nach seiner Entlassung erneut von
SA-Schlägern festgesetzt und in das KZ Neustadt (siehe dort) verschleppt;
wegen "politischer Unzuverlässigkeit" schloß das
Polizeipräsidium seine Gaststätte. Bis zum 1. Mai 1933 kam
Oskar Brill dann erneut in Haft und mußte sich dann - bis zu seiner
nächsten Festnahme am 25. September 1934 - zweimal täglich bei
der Polizei melden. Nach fast einem Jahr U-Haft wurde Oskar Brill zu 4 Jahren
Zuchthaus verurteilt, die er in Amberg und Erbach absaß.
Im Dezember 1937 kam er dann in das Lager Aschendorfer Moor II und im
Januar 1939 in das KZ Buchenwald, wo er am 9. und 10. Februar zu
einem zweitägigen "Verhör" über seinen zurückliegenden
Prozeß geholt wurde. Dabei schlug der Kaiserslauterer Gestapomann
Klobsch
ihm sämtliche Vorderzähne ein und der Rapportführer
Strippel
drückte ihm einen Strick in die Hand und ließ ihn anschließend
2 Stunden lang an einem Baum im Wald aufhängen; mit den Worten "Lump,
du bist zuviel" muß Oskar Brill schließlich 30 Tage lang nach
der Arbeit jeweils 2 Stunden "Strafe stehen".
Oskar Brill war im KZ Buchenwald in der illegalen Parteiorganisation aktiv und
beteiligte sich an der Vorbereitung der militärischen Selbstbefreiung des
Lagers. Nach seiner Rückkehr aus Buchenwald wurde Oskar Brill
von der Bezirksregierung zum Wohnungskommissar für die Stadt Kaiserslautern
bestellt und in den Stadtrat und zum Beigeordneten gewählt. Diese Wahl
erfolgte auf Vorschlag des CDU Ratsmitglieds
Jean Lehmann;
Brill war bis 1948 für das Ressort "Wiederaufbau" verantwortlich.
Am 16. August 1956 starb Oskar Brill im Alter von 64 Jahren.
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Der Widerstandskämpfer Oskar Brill
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In den ersten Tagen des Jahres 1935 tauchten in Kaiserslautern wie auch
in Ludwigshafen eine größere.Anzahl der antifaschistischen Flugschrift
"Der Funke" auf; die Gestapo konnte eine Anzahl von ihnen in
verschiedenen Teilen Kaiserslauterns auffinden. Bis zum Frühjahr dieses
Jahres gelang es dem ehemaligen Vorstandsmitglied des Einheitsverbandes der
Eisenbahner,
Hans Jahn,
eine umfassende illegale Organisationsstruktur ehemaliger Eisenbahngewerkschafter
im Reich aufzubauen, die eingeschleustes Material verteilte und Stimmungs- und
Situationsberichte ins Ausland schaffte. In dem sog. Gau Pfalz-Baden dieser
Organisation gab es auch in Kaiserslautern einen Stützpunkt (wie auch in
Neustadt, Worms, Speyer, Frankenthal und Lubwigshafen).
Auch die zwei großen Prozesse gegen Kaiserslauterner Kommunisten und ihre
Anhänger konnten den kommunistischen Widerstand nicht restlos zerschlagen,
so mußte die Gestapo auch im Herbst 1935 konstatieren, daß
häufig viele Hauswände und Plakattafeln mit kommunistischen Parolen
"beschmiert" worden waren und im Eßgeschirr des
Landgerichtsgefängnisses Kaiserslautern I in der Saarbruckerstrasse l00, in
dem zahlreiche Antifaschisten einsaßen, Trinkbecher vorgefunden wurden in
die "Heil Moskau", "Hitler verrecke" und "Es lebe
Ernst Thälmann" eingeritzt worden war.
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Die illegalen Aktivitäten dauern an
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In dieser Zeit wurde auch mehr und mehr Arbeitern der sozialdemagogische
Charakter einiger Nazi-Losungen wie der von der "Beseitigung der
Arbeitslosigkeit" deutlich; so rühmte sich die DAF, daß es keine
Massenentlassungen bei den Eisenwerken Kaiserslautern gegeben habe, obwohl alle
wußten, daß zahlreiche Arbeiter nur ein bis zwei Tage in der Woche
Arbeit hatten, in der Werksstatistik aber als volle Arbeitskräfte
geführt wurden. Bis Dezember 1935 wurden auch hunderte Familien in
Kaiserslautern aus ihren Wohnungen exmittiert und hatten sich z. T. selbst
elende Behelfsunterkünfte am Stadtrand errichtet; dies hatte ein solches
Ausmaß angenommen, daß Ende des Jahres die Polizei einschritt und
unter ihrem Schutz städtische Arbeiter diese wieder zerstörten, damit
das Wohnungselend in der Öffentlichkeit nicht allzu deutlich sichtbar wurde.
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Wohnungselend und anhaltende Arbeitslosigkeit
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Selbst Anfang 1936 wurden noch etwa 10 Sozialdemokraten in Kaiserslautern
verhaftet, weil sie im Betrieb antifaschistische Mund-zu-Mund-Propaganda
betrieben hatten.
Der frühere SPD- und Gewerkschaftsfunktionär
Franz Mayer
wurde um die Jahreswende 1935/36 zu einigen Monaten Gefängnis
verurteilt und im Mai 1936 erhielt der Kaiserslauterer Dachdecker
Karl Messemer
wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" eine Gefängnisstrafe von
1 1/2 Jahren; er war, mit 22 anderen Angeklagten aus Mannheim, Niederwalluf und
Waldmichelbach vor dem Strafsenat des Oberlandesgerichts in Karlsruhe Ende
Mai 1936 angeklagt und kam mit seinem Strafmaß noch relativ
glimpflich davon, da einige Angeklagte bis zu 7 Jahre Zuchthaus erhielten.
Im Sommer 1936 wurden innerhalb kurzer Zeit in Kaiserslautern u. a.
die Witwe
Karoline Kiehm
"wegen ungerechtfertigter Angriffe auf die Regierung" zu 5 Monaten
Gefängnis,
Philipp Schlaufmann
und
Jakob Tremmel
"wegen Beleidigung von Hitler und Göring" zu je 10 Monaten Gefängnis sowie
Heinrich Schneider
und
Ludwig Schwarz
"wegen abfälliger Äußerungen über die
Volksgemeinschaft" zu 7 bzw. 8 Monaten Gefängnis verurteilt.
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weitere Verhaftungen und Verurteilungen
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Seit etwa 1935 waren auch Oppositionelle innerhalb der Kirchen
verstärkt Verfolgungen durch die Nazis ausgesetzt und z. T. die
Druckerzeugnisse der Kirchen einer verschärften Zensur unterworfen.
So wurde 1935 die evangelische Zeitung "Der Diemerstein" in
Kaiserslautern beschlagnahmt nachdem dort ein Artikel gegen die
nationalsozialistische Weltanschauung und insbesondere den faschistischen
Rassismus erschienen war. Auch die Nr. 38 des "Evangelischen
Kirchenboten" beschlagnahmten die Nazi-Organe weil dort die Zusammenfassung
eines Hirtenbriefes katholischer Bischöfe(!) abgedruckt war, den die
Faschisten als "abträgliche Kritik an den Bestrebungen des
nationalsozialistischen Staates auf dem Gebiet der Rassenpflege"
betrachteten. Am 7. und 14. Mai 1935 wurden schließlich die
Nr. 27 und 28 des in Kaiserslautern erscheinenden "Pirmasenser
Pfarramtsblatt" beschlagnahmt wegen "versteckter Angriffe gegen Staat
und Regierung". Im Frühjahr 1937 wurden dann in Kaiserslautern
regelmäßig bekenntnis-christliche Andachten an Werktagabenden im
Rahmen der Abstimmungen über die sog. Bekenntnisschulen durchgeführt.
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Opposition in den Kirchen
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Im Laufe des Jahres 1938 nimmt die Militarisierung Kaiserslauterns durch
umfassenden Kasernenneubau am West- und Nordrand der Stadt zu.
Im November 1938 wurden im Bereich der Gestapo Karlsruhe insgesamt 19
Personen "wegen Betätigung für die illegale SAP" festgenommen,
unter ihnen der Kaiserslauterer Schlosser
Philipp Mees
und der Schmied
Georg Steiner.
Mees war vor 1933 Funktionär der SPD gewesen und in Kaiserslautern
Hauptfigur der seit etwa 5 Jahren im Untergrund arbeitenden SAP; er hatte enge
Verbindungen zur Zentralleitung in Mannheim und der Ludwigshafener
SAP-Organisation unter
Karl Nord
(siehe Ludwigshafen).
Philipp Mees
nahm auch mehrmals an illegalen Zusammenkünften in Basel teil und bezog
jahrelang zur Verteilung in Kaiserslautern und Umgebung große Mengen an
Zeitungen und Schriften wie "Das Banner der revolutionären Einheit",
"Neue Front" und "Sozialistische Warte", die er, zumindest
bis in die erste Jahreshälfte 1937 über
Georg Steiner
sowie an
Hermann Röper
in Hottenbach (siehe dort) und
Richard Lenz
in Rockenhausen (siehe dort) vertrieb. Die illegale SAP-Organisation in
Kaiserslautern sammelte auch regelmäßig Beiträge und führte
diese zum Teil zentral ab. Bis November 1938 konnte die Gestapo im gesamten
süddeutschen Raum insgesamt 66 Personen in der Angelegenheit der SAP festnehmen.
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Die Arbeit der illegalen SAP
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Ein bedeutender Teil der Kaiserslauterner Industrie profitierte von der
faschistischen Aufrüstungspolitik. Nach der Machtübernahme der Nazis
und der Einführung sog. Ehestandsdarlehen konsolidierte sich zunächst
die Möbelindustrie und so konnte z.B. die Möbelfabrik Nikolaus Eckel
die Beschäftigtenzahl bis 1934 um etwa 30% erhöhen; mit der
faschistischen Aufrüstung konnten die Produktionsstandorte
Kohlbruchstrasse/Lutrinastrasse wachsen, bis bei einem Bombenangriff am
14. August 1944 das wertvolle Holzlager zerstört wurde. Neben den
Kaiserslauterer Tiefbauunternehmen, die ihre Beschäftigtenzahlen bis 1934
gar um 33% steigern konnten - so erhielt die Bauunternehmung
Gehlen
Großaufträge für den Bau von Autobahn- und Rheinbrücken
profitierte besonders die
Kammgarnspinnerei Kaiserslautern AG
von der faschistischen Politik: bis 1935 stellte sie 800 Leute neu ein
und modernisierte aufgrund von Wehrmachtsaufträgen seit 1936 den
ganzen Betrieb; auf umgebauten Zwirnmaschinen wurde dann Natronpapier sowie
Granaten hergestellt. Das
Eisenwerk Kaiserslautern
erhielt ab 1935 Autobahn- und Rüstungsaufträge; hier wurden
u. a. Tender für die Reichsbahn, hochsäurefeste emaillierte
Rührwerke, Hydriereinrichtungen, Kompressoren und Rohrleitungssysteme und
Großtanklager für die chemische Industrie, Stahlskelette für
militärische Hochbauten und Brückenteile für Reichsautobahnen
produziert. Allein von 1932 bis 1935 stieg die Beschäftigtenzahl
hier von 1l0 auf 425. In der
Baumwollspinnerei Kaiserslautern
in der Lampertsmühle dient ein Teil der Fabrikräume im Krieg
Rüstungszwecken; hier sollen Teile für Fernraketen gebaut worden sein,
was Grund für die reichlich 50%ige Zerstörung des Werkes bei einem
Bombenangriff am 28. September 1944 gewesen sein kann. Unmittelbar nach
dem Einmarsch ihrer Truppen ließ die US-Militärregierung am
19. März 1945 den Maschinenpark zerschlagen. Auch die
Nähmaschinenfabrik G.M.Pfaff
AG produzierte im Krieg Rüstungsgüter und wurde mehrfach bombardiert
sowie nach Kriegsende demontiert. Bei den
Zschocke Werken AG
begannen die Lieferungen an die Reichswehr/Wehrmacht bereits 1933; die
Produktion von Munitionswagen, Geschoßkörben, Bremsklötzen,
Werktischen und Stahlrohrtreppen u. a. für Bunkeranlagen führte dazu,
daß die Beschäftigtenzahl von 1927 500 über 1933
260 auf 1934 380 und 1938 schließlich über 600 stieg.
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Profiteure der Aufrüstungspolitik
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Am 19. November 1944 ermordeten die Nazis in Plötzensee den
Kaiserslauterer Bauarbeiter
Adam Möller.
Ein Denkmal für die Opfer des Faschismus befindet sich vor dem
Polizeipräsidium, das von 1933 bis 1945 häufiger Ort von
Verhören und Folterungen antifaschistisch eingestellter Bürger der
Stadt war; im November 1987 wurde der Gedenkstein mit einem Hakenkreuz
beschmiert.
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Denkmal für die Opfer des Faschismus
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