Einleitung
· Widerstand und Naziterror
"Rassische"
Verfolgung und
"Euthanasie"
Konzentrations-
lager und Zwangsarbeit
Literatur
Personen
Orte
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Unmittelbar nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler wurde in Koblenz der
langjährige Polizeipräsident
Siesten,
der in der Vergangenheit wiederholt gegen die Nazis vorgegangen war, amtsenthoben
und später durch den nationalsozialistischen Abgeordneten im
preußischen Landtag,
August Wetter,
ersetzt. Das gleiche geschah in der Folge dem Bürgermeister
Rosendahl,
dem Intendanten des Stadttheaters,
Schoenfeld,
dem Stadtdirektor
Schwaige,
dem Direktor des Arbeitsamtes
Kirsch,
dem Verkehrsdirektor
Lanters
u. a.
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Amtsenthebungen
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NSDAP und Deutschnationale führten von Januar bis März noch
Wahlveranstaltungen zur Kommunalwahl (12. März) durch und beendeten ihn
mit einem Aufmarsch ihrer Verbände, einer "vaterländischen
Kundgebung" und Hissung der Flagge Schwarzweiß-rot und Hakenkreuz am
Deutschen Eck. In diesem Wahlkampf, von dem die anderen Parteien mit Ausnahme
des Zentrum, ausgeschlossen waren, wurde der Charakter der SA als
Terrorinstrument deutlich: Messerstechereien, Schießereien und
Überfälle auf Einrichtungen der SPD waren an der Tagesordnung; so
wurde die Hauptgeschäftsstelle der sozialdemokratischen Tageszeitung
"Rheinische Warte" im Eberthaus in der Löhrstrasse
überfallen, woraufhin
Leo Gundelfinger
mit anderen Redakteuren ins Saarland auswich. Die letzte Kundgebund der Eisernen
Front in Koblenz fand am 9. Februar statt. Eine für den 25. Februar
angekündigte weitere Demonstration verbot das Polizeipräsidium "wegen
Gefährdung der öffentlichen Sicherheit"; eigene
Wahlveranstaltungen waren der SPD bereits seit Mitte Februar verwehrt.
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Demonstrations- verbote
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Am 2. und 3. März nahm die Polizei in Koblenz über 80
Mitglieder der KPD in "Schutzhaft" bzw. kerkerte sie "wegen
strafbarer Handlungen" ein und verunmöglichte so nebenbei deren
Wahlkampf. Bei Durchsuchungen des Parteibüros und eines Verkehrslokals in
der Castorstrasse beschlagnahmte sie Druckschriften und anderes Material und
angeblich auch Waffen und Munition.
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Verhaftungswelle
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Aufgrund ihres Terrors gelang es den Nazis, bei den Reichstags Wahlen am 5.
März stärkste Partei in Koblenz zu werden, aber das Zentrum
konnte seinen Stimmenanteil noch steigern und SPD und KPD erlitten nur geringe
Einbußen (NSDAP 16.822, Zentrum 12.830, DNVP 3.410, SPD 3.391 und KPD
3.131 Stimmen).
Als die Stadtverordnetenversammlung zwei Wochen nach ihrer Wahl, am 29.
März 1933, zu ihrer ersten Sitzung im großen Saale der
Stadthalle zusammentrat, fehlten die beiden kommunistischen Vertrerer; sie
waren verhaftet. Die Fraktionen der SPD, des Zentrums und des Bürgerblocks
wurden verringert, indem man ein am 22. März 1933 von der
preußischen Staatsregierung beschlossenes Gesetz anwandte, nach dem
Abgeordnete in Gemeindeparlamenten ihr Mandat nicht ausüben durften, wenn
sie im Öffentlichen Dienst als Beamte, Angestellte oder Arbeiter
tätig waren.
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Reichstagswahl 1932: |
NSDAP |
16.822 |
Zentrum |
12.830 |
DNVP |
3.410 |
SPD |
3.391 |
KPD |
3.131 |
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Die Ratsmitglieder
Elsner
(SPD),
Stein,
Kirsch
und
Lauth
(Zentrum) sowie
Sauerborn
(Bürgerblock) konnten deshalb ihr Mandat nicht annehmen. Die beiden
verbliebenen Sozialdemokratischen Abgeordneten
Rummel
und
Detzel
wurden von nationalsozialistischen "Ordnern" aus der
Stadtverordnetenversammlung unter Gewaltanwendung entfernt und von den weiteren
Sitzungen ausgeschlossen. Die Einführung der Ersatzmitglieder verhinderte
der nationalsozialistische Fraktionsführer
Christ
mit der Begründung, dass "die Leitung der SPD sich im Ausland
befinde und von dort aus hetzerische und verleumderische Angriffe gegen die
heutige Reichsregierung richte."
Auf der Sitzung wurde Adolf Hitler einstimmig, nachdem die beiden
sozialdemokratischen Mitglieder hinausgeprügelt worden waren, zum
Ehrenbürger ernannt.
Am 23. Juni wurden, aufgrund einer Erklärung des preußischen
Innenministers, die verbliebenen sozialdemokratischen Mandate ausgeschaltet und
im Juli verfielen auch die des Zentrum nachdem sich die Partei aufgelöst
hatte.
Der sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete für Koblenz-Trier,
Emil Kirschmann,
flüchtete 1933 in das Saarland und später in die USA, um seiner
Verhaftung zu entgehen. Er starb 1948, ohne nach Deutschland zurückzukommen.
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Verhaftung und Ausschluss von Ratsmitgliedern
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Am 2. Mai wurden, wie überall in Deutschland, auch in Koblenz die
freien Gewerkschaften zerschlagen: Das Gewerkschaftsbüro im Eberthaus und
die Zweigstelle der Arbeiterbank wurden von Gauleiter
Somon
und Gaubetriebszellenleiter
Carius
beschlagnahmt und geschlossen. Der Gewerkschaftssekretär
Johann Doetsch
wurde ebenso verhaftet wie der Geschäftsführer der sozialdemokratischen
"Rheinischen Warte",
Manschke.
Am 21. 0ktober führte die Polizei in Koblenz eine
großangelegte Razzia gegen die im Untergrund arbeitende KPD durch,
nachdem in den vorangegangenen Wochen eine rege "kommunistische
Tätigkeit" festgestellt worden war und am Vortage insbesondere das
"Wohnhaus des Polizeipräsidenten mit kommunistischer Inschrift"
versehen worden war. Um 5.30 Uhr morgens riegelten 55 Kriminalbeamte und
Polizisten mit 150 SA- und SS-Männern die Kastor-, Mosel-,
Kornpfortstrasse und die Nagelsgasse ab, durchsuchten 22 Wohnungen, fanden aber
nur "verbotene Druckschriften älteren Datums und eine
Jagdbüchse", weshalb sie von den 10 Festgenommenen nach den
Verhören 9 wieder laufen lassen mußten. Gegen einen Festgenommenen
wurde Haftbefehl wegen "Greuelpropaganda" erlassen.
Koblenzer Antifaschisten benutzten 1933 häufig Skatklubs für
illegale Treffen.
Im Militärgefängnis Wöllershof waren 1933/34 exmitterte
Familien von Antifaschisten eingekerkert. Die Zentrale der Koblenzer Gestapo
befand sich Im Vogelsang 1 im ehemaligen Reichsbankgebäude, ein
Gestapo-Gefängnis direkt nebenan in der Karmeliterstrasse im ehemaligen
gleichnamigen Gebäude, weshalb es im Volksmund kurz "Karmeliter"
genannt wurde.
Auf diesem Gelände Karmeliterstrasse/Ecke Rheinstrasse steht heute ein
Teil des Bundesamts für Wehrtechnik und Beschaffung. Am Gebäude ist
eine Gedenktafel mit folgendem Text angebracht: "Pater
Josef Kentenich
- Gründer der internationalen Schönstattbewegung - geboren 18.11.1885 -
gestorben 15.9.1968. Er war hier Gefangener der Gestapo vom 18.10.1941 bis zu
seinem Abtransport in das KZ Dachau am 11.3.1942."
In Koblenz befand sich auch eine SA-Schule mit 3 Kompanien (etwa 500 Mann) in
der Kaserne in Lützel und 3 weiteren Kompanien in der Kaserne
Ehrenbreitstein. Die insgesamt etwa 1.000 SA Leute wurden von
Reichswehroffizieren u. a. infanteriemäßig und an schweren MGs
ausgebildet.
Von Protesten und Unruhen begleitet war die Einführung des Pfarrers
Wolfrum
Anfang 1934, der gleichzeitig ein Amt der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt
(NSV) übernahm. Er war Mitglied der präfaschistischen Deutschen Christen
(DC), die im Juli 1933 aufgrund einer üblen Wahlmanipulation bei den
Kirchenwahlen fast sämtliche Kirchenämter usurpiert hatten. Der
Bekennenden Kirche (BK) gelang es schließlich, die Berufung
"ihres" Pfarrers
Winterberg
für Koblenz durchzusetzen. Katholische Geistliche wurden durch zahlreiche
Vernehmungen und Zeugeneinvernahmen bei "Sittlichkeitsdelikten"
diskreditiert und bedrängt.
Im August 1934 wurde der Neuendorfer Pfarrer
Otto Friesenhahn
in "Schutzhaft" genommen, weil er es unterlassen haben sollte, das
anläßlich Hindenburgs Tod angeordnete Trauergeläute
durchzuführen. Ein Jahr später wurde Friesenhahn zu sechs Monaten
Gefängnis verurteilt, weil er Einrichtungen des Staates und der Partei,
insbesondere das Winterhilfswerk und Aktionen der NSV, als unchristliche
Machenschaften bezeichnet hatte.
Im August 1935 verurteilte ein Schnellgericht den Hausdiener des Koblenzer
Kolpinghauses,
Philip Simon,
zu zwei Monaten Gefängnis, weil er Plakate der Gauleitung abgerissen hatte.
Im Juli 1937 standen der Pfarrer der Gemeinde Güls und ein Kaplan, der
früher in Güls tätig war, vor Gericht, weil sie den
nationalsozalistischen Staat "verunglimpft" hatten.
Der katholische Jungmännerverband wurde durch Polizeiverordnungen in
seinem Wirken stark eingeschränkt und im November 1937 schließlich
zwangsaufgelöst.
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Zerschlagung der Gewerkschaften
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In der Volksabstimmung am 19. August 1934 über die Vereinigung der
Ämter des Staatsoberhauptes und des Reichskanzlers in der Person Hitlers,
als eine freie Stimmabgabe nicht mehr möglich war, verweigerte jeder 5.
Koblenzer Wahlberechtigte die Zustimmung, sei es, indem sie der Wahl
überhaupt fernblieben oder ungültige Stimmen abgaben oder es gar
wagten, mit "Nein" zu votieren. Das Ergebnis lautete im
einzelnen:
Volksabstimmung 1934: |
Stimmberechtigt |
49.537 |
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Abgegeben |
47.037 |
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Ja-Stimmen |
38.426 |
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Nein-Stimmen |
7.573 |
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Ungültig |
1.088 |
In den ersten Jahren der faschistischen Herrschaft nahm die Koblenzer Polizei
in zunehmendem Maße "Sittlichkeitsverbrecher" fest; im Oktober
1934 wurde in einem offensichtlich lancierten Leserbrief gefordert, die Polizei
müsse die "Unsittlichkeit" stärker bekämpfen als
bisher und die festgenommenen Personen einer produktiven Tätigkeit
zuführen - man dachte an die Einweisung in Arbeitshäuser. Der
Leserbrief war das Signal für eine nunmehr großangelegte Aktion.
Kaum drei Wochen später verkündete die Polizei nach einer Razzia
erste "Erfolge" in ihrem Kampf gegen "Zuhälter und
Dirnen" und gab die Verhaftung von neun Männern aus Koblenz wegen
Sittlichkeitsdelikten bekannt. In den folgenden Monaten ist die Koblenzer
Lokalpresse voll mit Meldungen über Verhaftungen wegen derartiger
Vergehen. Es ist sicher, dass es sich dabei meist um Personen handelte,
für die man keinen Verhaftungsgrund hatte, sie aber vor allem aus
politischen Gründen festnehmen wollte und ihre Verhaftung begründen
mußte.
In einer groß angelegten Aktion wurden in der Nacht zum 6. Oktober in
Koblenz (und einigen Orten in der Umgebung) Flugblätter wie "Die
Wahrheit über den Reichstagsbrand" verteilt, was die Gestapo in
große Unruhe versetzte, weil sie "trotz eingehender
Ermittlungen" die Urheber nicht ausfindig machen konnte.
Am 15. November wird der Kraftfahrer
Friedrich Wenzel,
ein ehemaliger Stahlhelmer, in Koblenz wegen Verleumdung von Robert Ley, dem
Führer der DAF und "Verächtlichmachung des deutschen Grußes"
verhaftet.
Im April 1935 ließ die Gestapo in Koblenz Nacht für Nacht
Streifen ihrer Leute und von Polizisten durchführen, um zu verhindern,
dass von Antifaschisten Propaganda zum 1. Mai in Form von Wandinschriften,
Straßenbemalungen etc. verbreitet wird. In der Nacht vom 21. zum 22.
April wurden auf der Schanzenpforte, in der Victoriastrasse und in Lützel
in der Wilhelmstrasse und der Hainkaserne kommunistische Flugblätter
verteilt. Diese wiesen auf den Charakter des 1. Mai als Kampftag hin,
entlarvten die Nazi-Demagogie um den "Tag der Arbeit" und
verurteilten die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht als
konkreten Schritt der Kriegsvorbereitung. Im Juli 1935 muß die Koblenzer
Gestapo zugestehen, dass es ihr nicht gelungen ist, die KPD zu zerschlagen; sie
vermutete den Aufenthalt von 2 Instrukteuren der Bezirksleitung in Koblenz, mit
deren Hilfe es gelungen sei, die Ortsgruppe der KPD neu aufzubauen, mindestens
acht 5er Gruppen zu bilden und die ständige Verbindung zur Bezirksleitung
des neuen Bezirks Mittelrhein der KPD sicherzustellen. Die Gestapo schätzt
die Mitgliederzahl der KPD im Reich zu diesem Zeitpunkt auf über 150.000.
Mit Besorgnis konstatiert sie zunehmende Verbindungen zur SPD und bedauert,
dass es den Kommunisten teilweise gelungen sei, innerhalb von SA, HJ,
Wehrmacht, Polizei und NS-Organisationen "Oppositionszellen" zu
bilden.
Wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" wurden in Koblenz am 23.
September 1935 der Klempnermeister
Johann Wagner,
der Schreiner
Wilhelm Schröder,
der Bauarbeiter
Karl Perschbach
und der Arbeiter
Peter Wagner
festgenommen und gegen sie Haftbefehl erlassen. Im Dezember wird
schließlich in der Stadt und einigen Orten der Umgebung das Flugblatt
"Lagerordnung Lichtenburg" verteilt, das detailliert über die
Terrormethoden in den KZ informiert, die in den ersten Monaten der
faschistischen Herrschaft verniedlichend als "Erziehungsanstalten"
dargestellt wurden.
Im Laufe des Jahres 1936 fanden in Koblenz zahlreiche Prozesse gegen
Katholiken statt und im August verurteilte das Kölner Sondergericht einen
Koblenzer Angeklagten zu 6 Monaten Gefängnis, weil er "führende
Nationalsozialisten und die NSDAP geschmäht" hatte. Bis zum Ende
dieses Jahres konnte man in den Koblenzer Zeitungen eine große Zahl von
Vermisstenmeldungen, die bei der Polizei eingegangen waren, lesen. Sie machten
auf die zahllosen Verhaftungen, Vernehmungen und Verschleppungen durch die
Geheime Staatspolizei aufmerksam und waren anfangs offenbar mit der
städtischen Polizei nur unzureichend koordinierert. Im Jahre 1937 brechen
die Meldungen plötzlich ab. Es gab nur noch wenige Anzeigen über
Vermisste, nach denen dann auch wirklich geforscht wurde. Dass die Verhaftungen
fortgesetzt wurden, ist unstrittig, aber die Maschinerie wurde verfeinert.
1938 wurden in Koblenz eine Kurierin der KPD und eine Begleitperson
festgenommen, die die Flugblattpropaganda vom Ausland her, insbesondere aus
Luxemburg, logistisch sichergestellt hatten. Obwohl Koblenz eine katholische
Hochburg war und die Arbeiterparteien keine allzu große
Anhängerschaft hatten, gab es einen äußerst aktiven Kern von
insbesondere Kommunisten, die in festorganisierten Gruppen bis in den 2.
Weltkrieg hinein im Untergrund arbeiteten; noch Ende 1939 muss die Gestapo
ungebrochene "kommunistische Zettelpropaganda" in Koblenz
konstatieren. Am 10. 0ktober wurde während einer Rede Hitlers
zusätzlich über der Stadt u. a. die Flugschrift "An alle
Deutschen" von
Hermann Rauschning
von "Feindflugzeugen" abgeworfen; desgleichen Mitte November ein
Flugblatt mit dem Titel "Wolkiger Beobachter".
Seit Herbst 1939 lebte in Koblenz-Metternich in der Triererstrasse 97 das
Ehepaar Andreas und Anneliese Hoevel, wo sie das Geschäft von Annelieses
verstorbenen Bruder, einen Obstgroßhandel mit Im- und Export,
übernommen hatten. Die Hoevels waren zu diesem Zeitpunkt für die
Faschisten keine Unbekannten mehr:
Der Ing.
Andreas Hoevel
war bereits im März 1934 wegen "Vorbereitung eines
hochverräterischen Unternehmens" vom Oberlandesgericht Kassel zu
1 1/2 Jahren Gefängnis verurteilt worden, weil er sich am Wiederaufbau der
verbotenen KPD im Bezirk Frankfurt beteiligt hatte.
Da er nach seiner Entlassung in seinem Wohnort Wiesbaden weiterhin im
Untergrund gegen das Nazi-Regime gearbeitet hatte, wurde er im August 1935
erneut festgenommen und schließlich - nach vielen Zwischenstationen in
das KZ Esterwegen verschleppt, aus dem er erst im Dezember 1938 entlassen
wurde.
Anneliese Hoevel
wurde wegen ihrer Aktivitäten in der kommunistischen
Frauenbewegung in Wiesbaden "vor und nach der Machtübernahme"
von September 1933 bis Februar 1934 in das KZ Moringen gesteckt und, da sie in
der Folgezeit die illegale Arbeit fortgesetzt hatte - insbesondere als
Anlaufstelle für einen Frankfurter Kurier der Revolutionären
Gewerkschafts-Opposition (RGO) - vom Oberlandesgericht Kassel im Dezember 1934
zu 3 Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach Absitzen dieser Strafe kam sie wieder in
das KZ Moringen und anschließend in das KZ Lichtenburg aus dem sie im
April 1939 erst entlassen wurde.
In Koblenz nahmen die Hoevels bald Kontakte zu ihren Freunden und Genossen, den
Eheleuten Noetzel in Wiesbaden, auf, besuchten sich regelmäßig und
hörten gemeinsam die Sendungen des Londoner Rundfunk, die sie
anschließend diskutierten. In der Folgezeit nahmen Hoevels und Noetzels
Kontakt zu Wehrmachtsangehörigen auf, die sie von früher kannten und
bei denen sie eine nicht-faschistische Gesinnung vermuten konnten. Mit diesen
diskutierten sie, zunächst vorsichtend tastend später politisch
verbindlicher, auf dem Hintergrund ihrer Kenntnisse aus den ausländischen
Rundfunksendungen und hörten diese schließlich auch gemeinsam ab. In
den Gesprächen mit den Wehrmachtsangehörigen wurde auch immer wieder
die Frage des Überlaufens als antifaschistische Handlungsperspektive
diskutiert.
Am 30. November 1941 wurden Andreas und Anneliese Hoevel festgenommen
und am 26. Juni 1942 zusammen mit
Margarete Noetzel
und
Jakob Newinger
aus Koblenz wegen "Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens
und Verbrechens gegen die Verordnung über außerordentliche
Rundfunkmaßnahmen" zum Tode verurteilt. In den Morgenstunden des 28.
August 1942 wurden die Verurteilten im Strafgefängnis
Frankfurt-Preungesheim hingerichtet.
Außer dem Hilfsarbeiter Jakob Newinger aus der Triererstrasse 341 in
Koblenz-Metternich wurden, in getrennten Verfahren,
Leutnant Kleinz,
Rudolf
und
Helmut Steinwand,
Cäcilie Holten
aus Düsseldorf,
Helene Stommel
und
Margarete Lotz
aus Duisburg und
Alois Dieseler,
die an den Diskussionen der Gruppe beteiligt gewesen waren, verfolgt.
Nach
Andreas Hoevel
ist in Koblenz - allerdings ohne Erklärung - eine Strasse benannt.
In Koblenz-Neuendorf ist ein Platz nach Pfarrer Friesenhahn benannt;
Otto Friesenhahn,
der 1924 bis 1936 katholischer Pfarrer in Neuendorf war, wurde
während der Zeit des Faschismus Repressionen ausgesetzt und mehrmals
inhaftiert.
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Volksabstimmung 1934
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