Wir Über uns  



Kaiserslautern in der Zeit des Nationalsozialismus
Zeittafel


1924 07. Dezember Bei der Reichstagswahl 1924 tritt die NSDAP in Kaiserslautern erstmals als zu wählende Gruppierung auf und erhält 289 Stimmen.
1925 31. März Die NSDAP wird von der "Interalliierten Hohen Kommission" als Partei zugelassen.
1926 September Erste öffentliche Veranstaltung der NSDAP in Kaiserslautern in der Fruchthalle; Hauptreferent war seinerzeit Gregor Strasser - auch ein SPD-Mann und der Kommunist Oskar Brill konnten auf dieser öffentlichen Veranstaltung das Wort ergreifen. Ein großer Teil der Veranstaltungsteilnehmer waren Antifaschisten und die Nazis konnten ihre Veranstaltung nicht ordnungsgemäß durchführen, da die Polizei den Saal gewaltsam räumte, nachdem die Nazi-Anhänger opponierende Kommunisten, die die "Internationale" angestimmt hatten, niederzubrüllen versuchten.
1929 September Im September 1929 gab es in Kaiserslautern den ersten Toten bei einer Nazi-Veranstaltung.
1929 08. Dezember Bei Stadtratswahl in Kaiserslautern erhält die erstmals kandidierende NSDAP 4 von 40 Sitzen.
1930 November In Kaiserslautern findet ein Gauparteitag der pfäzischen NSDAP statt.
1930 23. November Adolf Hitler tritt in Kaiserslautern auf.
1931 16. April Adolf Hitler redet ein zweites Mal in Kaiserslautern.
1933 31. Januar Bereits einen Tag nach der Machtübertragung an die Faschisten begannen antifaschistische Kundgebungen in Kaiserslautern: Am 31. Januar 1933 fand auf dem Stiftsplatz eine Großkundgebung der sozialdemokratischen Eisernen Front mit über 3.000 Menschen statt, auf der Eugen Hertel und Fritz Müller sprachen.
1933 Februar Nach einer Veranstaltung der Zentrums-Partei mit dem ehemaligen Reichskanzler Brüning Mitte Februar 1933 zog die "Pfalzwacht", eine Schutzorganisation katholischer Verbände, von der Fruchthalle aus über den Stiftsplatz in Richtung "Neue Eintracht"; auf dem Stiftsplatz wurden von Nazis mehrere Schüsse auf Teilnehmer des Zuges abgegeben und diese mit Pflastersteinen beworfen, nachdem die Nazis zuvor schon die Versammlung selbst durch Sprechchöre gestört hatten. Insgesamt wurden bei diesem Feuerüberfall der Nazis 13 Personen verletzt, davon 11 Angehörige der Pfalzwacht, 3 mußten sofort operiert werden.
1933 03. März Die letzte Kundgebung der Sozialdemokraten fand ebenfalls auf dem Stiftsplatz statt.
1933 05. März Bei der letzten demokratisch durchgeführten Wahl, den Reichstagswahlen am 5 .März 1933, erhielt die NSDAP in Kaiserslautern knapp 18.000, die SPD knapp 10.000, Zentrum und Bayerische Volkspartei über 5.000 und die KPD knapp 4.500 Stimmen.
1933 08. März Die Nazis ziehen musizierend zum Stadthaus und hißen dort gegen den Protest des Bürgermeisters die Hakenkreuzfahne; am Abend desselben Tages veranstaltete die SA einen Fackelzug durch Kaiserslautern.
1933 09. März Zug von SA- und SS-Männern zur Polizeidirektion; dort wurde Polizeidirektor Dr. Beck sowie der Polizeiobersekretär Gambs amtsenthoben, Beck von der SA festgenommen und der bisherige stellvertretende Polizeichef von Hausen von Nazi-Gauleiter Bürckel als neuer Leiter der Kaiserslauterer Polizei eingesetzt.
1933 10. März In einer ersten größeren Verhaftungswelle werden in Kaiserslautern 15 KPD-Funktionäre unter ihnen Stadtrat Julius Lang und Oskar Brill sowie 13 SPD-Funktionäre unter ihnen der 3. Bürgermeister Alexander Müller und die Gewerkschaftsfunktionäre Fritz Müller, Robert Nuthmann und Eugen Unger verhaftet und in das Gebäude des Roten Kreuzes in der Augustastrasse gebracht. An diesem Tag besetzten über ein Dutzend SS-Leute das Bürgermeisteramt im Stadthaus und verwehrten sozialdemokratischen Stadträten sowie den Nazis unliebsamen Beamten den Zutritt; außerdem wurden das Amts- und Landgericht, das Gewerkschaftshaus Ecke Parkstrasse/Dr. Rudolf Breitscheid Strasse und die Handwerkskammer von Nazis besetzt.
1933 12. März Die Druckerei der sozialdemokratischen "Pfälzischen Freien Presse" wurde in den frühen Morgenstunden des 12. März erneut durchsucht und bei dieser Gelegenheit die gesamte Inneneinrichtung demoliert, Akten und Schriftstücke auf die Strasse geworfen und dort verbrannt sowie auf den Geschäftsführer Mann mehrere Schüsse abgefeuert bevor er verhaftet wurde. Auch "eine Anzahl Kommunisten" wurden an diesem Tag, wie die Zeitungen meldeten, verhaftet.
1933 13. März Die Nazis sprengten die Buchhandlung der Kaiserslauterer SPD in der Spittelstrasse, deren Leiter Eugen Hertel war, nachdem sie diese geplündert hatten.
1933 13. März Bei einer Reihe von Geschäften Kaiserslauterer Juden wurden die Schaufensterscheiben eingeschlagen und die Auslagen zum großen Teil auf die Strasse geworfen so u. a. bei Wohlwert, Erwege und Schweriner.
1933 15. März Der jüdische Inhaber der Zigarren- und Rauchwarenfabrik Felsenthal wurde unter Vorwürfen in Steuerangelegenheiten festgenommen und zwei Tage später der jüdische Rechtsanwalt Paul Tuteur ; beide wurden in das KZ Neustadt geschleppt. Felsenthal wurde 1938 praktisch enteignet
1933 25. März Im Anschluß an eine NAZI "Kultur"-Veranstaltung werden die 7 Exemplare des in der Stadtbibliothek vorhandenen Buches "Im Westen nicht Neues" von Erich-Maria Remarque öffentlich verbrannt.
1933 27. März Die Nazis verboten das sozialdemokratische Reichsbanner und die katholische Pfalzwacht und nahmen in Hohenecken den katholischen Pfarrer Mann und einen Lehrer in "Schutzhaft", nachdem diese einen Umzug katholischer Jugendlicher veranstaltet hatten.
1933 01. April Auch in Kaiserslautern wurde, nach entsprechender propagandistischer Vorbereitung durch die faschistischen Zeitungen, ein sog. Judenboykott durchgeführt, indem SA-Posten vor jüdischen Geschäften aufzogen und potentielle Kunden vor dem Betreten abgeschreckt werden sollten. Der Verlag der faschistischen "NSZ-Rheinfront" druckte zu dieser Zeit ein "Verzeichnis der nichtarischen Geschäfte in Kaiserslautern" das Namen und Anschriften von 124 Geschäften, 6 ärzten und 8 Rechtanwälten enthielt.
1933 04. April sämtliche Arbeiter-Kultur- und Sportvereine werden von den NAZIS aufgelöst.
1933 26. April Auf einstimmigen Beschluß des Stadtrates bietet die Stadt Kaiserslautern Adolf Hitler das Ehrenbürgerrecht an.
1933 27. April Auf der ersten Stadtratssitzung nach der Machtübernahme - jagte der Nazi-Gauleiter Dürrfeld die sozialdemokratischen Mandatsträger mit den Worten "Verschwinden Sie also..." aus dem Saal. Bürgermeister Weisbrod, der dies hätte verhindern können, schwieg nicht nur zu der Willkür der Nazis sondern biederte sich mit einer Rede an, in der u. a. folgender Satz zu hören war: "...Unser Volk erlebt in diesem Jahr einen Frühling, der seinesgleichen in der Geschichte sucht und es ist, als wollte die Natur, der ein März voll Licht und Wärme erschienen ist, wetteifern mit dem Erblühen in unseren Herzen." Folgerichtig trat Weisbrod kurze Zeit später in die SA ein; aufgrund seiner "Anpassungsfähigkeit" konnte Weisbrod bis 1938 Bürgermeister von Kaiserslautern bleiben.
1933 02. Mai Das Kaiserslauterer Gewerkschaftshaus des ADGB wurde endgültig besetzt, die Gewerkschaften aufgelöst und das Vermögen beschlagnahmt;
1933 Mai Im Mai führte auch die Hitlerjugend auf dem Stiftsplatz eine Großkundgebung und eine berüchtigte Bücherverbrennung durch, nachdem sie durch die Stadt gezogen war und auf Handwagen Bücher "undeutschen Geistes" eingesammelt hatte.
1933 Juni/Juli In einer zweiten großen Verhaftungswelle Mitte Juni 1933 wurden erneut einige sozialdemokratische Funktionäre festgenommen; unter den 11 sog. Schutzhäftlingen befand sich auch der schon erwähnte Pfarrer Mann aus Hohenecken und Rechtsanwalt Dr. Mungenast, der Führer der katholischen "Deutschen Jugendkraft". Am 21. Juni wurde auch der Kaiserslauterer Stadtpfarrer Wagner verhaftet. In diesen Tagen wurden parallel zu den Festnahmen zahlreiche politisch motivierte Entlassungen und Beurlaubungen bei der Stadtverwaltung ausgesprochen.
1933 April - Oktober Im Zeitraum April bis Oktober 1933 wurde in Kaiserslautern ein Teil der 1.000 bis 20.000 Exemplare umfassenden Gesamtauflage der Zeitung "Der Rote Stoßtrupp" verbreitet. Diese Zeitung wurde von der gleichnamigen Widerstandsgruppe um Rudolf Küstermeier mit Schwerpunkt in Berlin herausgegeben, die sich zunächst aus linken Sozialdemokraten, sozialistischen Studenten und Anhängern der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) zusammensetzte. Nach Erscheinen der ersten Nummern der Zeitung schlossen sich weitere junge Sozialisten dieser Gruppe an, die die offizielle sozialdemokratische Politik ablehnten und sich für eine Sammlung aller linkssozialistischen Kräfte in Deutschland einsetzten.
1934 Frühjahr In einem ersten großen Prozeß wurden 7 Mitglieder der Kaiserslauterer KPD-Widerstandsgruppe um den Schreiner Emil Hamberger zu mehrjährigen Gefängnisstrafen verurteilt. Drei Angeklagte stammten aus der weiteren Umgebung Kaiserslauterns; aus der Stadt selbst gehörten außer Hamberger noch der Gipser Ernst-Karl Liebrich und der Schneider Alois Liebrich sowie der Maurer Gustav Braun.
1935 Frühjahr Ein zweiter großer Prozeß gegen Kaiserslauterer Kommunisten fand vor dem Oberlandesgericht in München statt; 26 Angeklagte, darunter 11 aus Kaiserslautern um den Leiter des seit 1932 illegalen Rot-Frontkämpferbund (RFB) Oskar Brill wurden zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt. Anton Rothländer war schon im ersten Prozeß angeklagt, mußte seinerzeit aber außer Verfolgung gesetzt werden. Außer den schon erwähnten Gagel, Mahler und Karch standen noch aus Kaiserslautern Alois Leist, Heinrich Fuchs, der Former Adolf Höhn, der Magazinverwalter Robert Geiger, der Zementierer Valentin Haffner und der Bauarbeiter Otto Michel sowie Oskar Brill vor den Schranken des Münchener Gerichts. Die Angeklagten waren überwiegend früher in der KPD und z. T. auch in der Roten Hilfe, der Internationalen Arbeiter Hilfe oder dem RFB organisiert gewesen, Haffner war in der SPD und Michel parteilos.
1936 Sommer Im Sommer 1936 wurden innerhalb kurzer Zeit in Kaiserslautern u. a. die Witwe Karoline Kiehm "wegen ungerechtfertigter Angriffe auf die Regierung" zu 5 Monaten Gefängnis, Philipp Schlaufmann und Jakob Tremmel "wegen Beleidigung von Hitler und Göring" zu je 10 Monaten Gefängnis sowie Heinrich Schneider und Ludwig Schwarz "wegen abfälliger Äußerungen über die Volksgemeinschaft" zu 7 bzw. 8 Monaten Gefängnis verurteilt.
1936 01. September 1936 wurden jüdische Kinder aus den Schulen verwiesen und in separaten jüdischen Volksschulklassen an wenigen Standorten konzentriert; einer von sechs Standorten in der Pfalz war Kaiserslautern und zwar die Röhmschule, wo, in einer jüdischen Sonderklasse 29 Schüler aus Kaiserslautern und einer aus Hochspeyer unterrichtet wurden. Diese Klasse existierte vom 1. September 1936 bis zum 10. November 1938, als die jüdischen Schüler vom faschistischen Mob aus ihrer Klasse gejagt wurden.
1938 August Im August 1938 begannen Bautrupps damit die jüdische Synagoge im maurisch-byzantinischen Stil an der Luisenstrasse abzureißen und vollendeten ihr Zerstörungswerk mit einer Sprengung im Oktober. Hintergrund war die Planung der Nazis, Kaiserslautern zur Gauhauptstadt auszubauen und den Platz der Synagoge in der Nähe ihrer Gauleitung in der Fischerstrasse zum Platz für Massenaufmärsche zu machen; die jüdische Gemeinde wurde daher im Laufe des Jahres 1938 davon in Kenntnis gesetzt, daß die Synagoge baulich ein Fremdkörper in der Stadt sei und sie wurde zum Verkauf für eine geringe Entschädigung, die sie übrigens nie erhalten hat, gezwungen.
1938 28. Oktober Die Faschisten deportieren Juden polnischer Herkunft, unter ihnen auch einige Angehörige der Kaiserslauterer Familien Auerbach und Schönfeld.
1938 09./10. Nov. Die Ausschreitungen der Reichspogromnacht begannen in Kaiserslautern erst in den Morgenstunden des 10. November. SA-Männer aus Kaiserslautern und den umliegenden Orten, meist in Zivil, begannen in den Hauptgeschäftsstraßen Kaiserslauterns mit der Zerstörung von jüdischen Geschäften. Fensterscheiben wurden eingeschlagen, Parolen an die Wände gemalt, Inneneinrichtungen und Waren verwüstet und auf die Straße geworfen. Die Wohnungen und Praxisräume von Juden wurden nicht nur in der Innenstadt, sondern auch in den Randbezirken gestürmt, die Inneneinrichtungen zertrümmert, Geschirr, Bücher, Musikinstrumente und Betten wurden kaputtgeschlagen bzw. auf die Straße geworfen.
1938 November Im Bereich der Gestapo Karlsruhe wurden insgesamt 19 Personen "wegen Betätigung für die illegale SAP" festgenommen, unter ihnen der Kaiserslauterer Schlosser Philipp Mees und der Schmied Georg Steiner. Mees war vor 1933 Funktionär der SPD gewesen und in Kaiserslautern Hauptfigur der seit etwa 5 Jahren im Untergrund arbeitenden SAP.
1940 22. Oktober Von den am 22. 0ktober 1940 insgesamt 49 nach Gurs in Südfrankreich deportierten jüdischen MitbürgerInnen lebten zu diesem Zeitpunkt allein 38 in Judenhäusern in der Steinstrasse 30(17), der Gaustrasse 3(13) und der Klosterstrasse 21 und 26(8). Von den 49 deportierten Kaiserslauterer Juden sind insgesamt mindestens 17 aufgrund der verheerenden Lebensbedingungen im Lager Gurs am Fuß der Pyrenäen oder in anderen Lagern in Frankreich in die sie von dort verschleppt wurden, gestorben.

Die geistig behinderte Bertha Wertheimer aus der Denisstrasse 16 gehörte zu den Kaiserslauterer Opfern der Deportation vom Oktober 1940 und wurde wenige Tage später in Chelm im Rahmen der sog. Euthanasie vergast.

1942 Sommer 10 weitere Deportationsopfer aus Kaiserslautern wurden von den Faschisten im Sommer 1942 nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet.
1944 07. Januar Der erster große Luftangriff auf Kaiserslautern forderte über 80 Tote. Über 110 Häuser wurden total zerstört oder schwer beschädigt.
1944 14. August Zweiter großer Luftangriff auf Kaiserslautern. Es gab ca. 120 Tote. Über 340 Häuser wurden total zerstört, 79 schwer beschädigt. Ganze Stadtteile wurden zerstört, z.B. die Eisenbahnstraße und Rummelstraße.
1944 28. September Dritter großer Luftangriff auf Kaiserslautern. Es gab ca. 150 Tote, über 1200 Häuser wurden total zerstört. Am schlimmsten traf es den Stadtteil "Kotten".
1945 Januar Am Südrand der Stadt Kaiserslautern befand sich ein Lager mit sowjetischen Kriegsgefangenen in der Nähe des Harzhübel; Mitte Januar 1945 wurden in unmittelbarer Nähe dieses Lagers 9 Gefangene frühmorgens ermordet. Gestapo-Leute hatten die Opfer an den Rand eines Bombentrichters stellen und durch Genickschüsse auß unmittelbarer Nähe erschießen lassen; danach wurden sie in den Bombentrichter geworfen und notdürftig mit Erde zugeschüttet. Im November 1945 wurden die Leichen entdeckt und auf dem städtischen Ehrenfriedhof mit militärischen Ehren beigesetzt.
1945 20. März Befreiung von Kaiserslautern durch die Amerikaner. Zwei ortskundige italienische Arbeiter führen die Panzer in die Stadt.